Die Erfindung der Postkarte.
ie uns heute so unentbehrliche Postkarte ist
ebensowenig wie andere Erfindungen des
rastlos schaffenden Menschengeistes auf ein-
mal fertig in die Welt gesetzt worden.
Auch von ihr gilt das Wort, das Staats-
sekretär von Stephan auf dem Weltpostkongresse in
Wien (1891) mit Bezug auf den Weltpostverein äußerte:
„Die Ideen sind nicht das Eigentum eines sterblichen
Menschen, Sie schweben in der geistigen Atmosphäre der
ganzen Zeitepoche, zuerst vage, unbestimmt, dann in be-
stimmterer Weise, bis sie sich verdichten und mieder-
schlagen, indem sie Gestalt gewinnen und ins Leben treten.“
Die Vorgeschichte der Postkarte geht bis ins 18.
Jahrhundert zurück. In „l’Almanach de la Petite Poste“
für 1777 heißt es nach „Journal des Philatelistes“, 6 me
serie Nr. 9 [1909] S. 125, das wiederum aus dem
Brüsseler Journal „Le Soir“ schöpfte:
Il existe, pour le moment, certaines gravures sur
sartes transportees par la poste, avec des communications
lisibles pour tous. Cette nouvelle invention est par
Demaison, le graveur, et V’on en parle beaucoup.
(Es gibt gegenwärtig gewisse Gravüren auf Karten, die durch
die Post mit offen lesbaren Mitteilungen befördert werden. Diese
neue Erfindung rührt von dem Graveur Demaison her, und man
spricht viel davon.)
Die damalige Zeit mit ihren mangelhaften Post-
verhältnissen war aber für die Postkarte noch nicht reif,
Die eigentlichen Vorläufer der Postkarte wurden
die gedruckten Geschäftskarten, auf welchen Firmen
Mitteilungen über Ankunft eines Reisenden, Offerten
u. dgl. versendeten. Während früher solche Druck-
sachen stets unter Kreuzband aufgegeben werden mußten,
hatte das preußische General-Postamt durch Bekannt-
machung vom 30. Mai 1865 gestattet, bedruckte Karten
zur Drucksachentaxe innerhalb des preußischen Post-