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Aus diesen Verfügungen scheint hervorzugehen, daß
die Karten mit französischem Text nur für die vorüber-
gehend besetzten Gebietsteile Frankreichs bestimmt
waren, denn für Elsaß und Lothringen waren schon
Ende September 1870 besondere Oberpostdirektionen
eingerichtet worden, weil diese Provinzen dauernd bei
Deutschland bleiben sollten. In beiden Landesteilen
kamen deshalb gewöhnliche norddeutsche Korrespondenz-
karten zur Ausgabe. Diese Auffassung wird durch die
erste Meldung der Karten mit französischem Text bei
Moens bestätigt (Timbre-Poste IX. 1871, Nr. 98 S. 10).
Unter der Überschrift „France“ heißt es in der Neu-
heiten-Chronik:
Comme Bias les Allemands portent tout avec eux. On sait
par les journaux tout ce qu’ils ont apporte en France. Ce que
tout le monde ne sait pas; c’est que, outre les timbres-poste, ils
ont introduit dans ce pays des cartes-correspondances ä ]l’usage des
Allemands et des Francais. Les premi@res sont celles employ&ges
en Allemagne; quant aux secondes, nous en connaissons deux
A
Les cartes-correspondances (texte francais) ne sont. pas
employees en Alsace, mais dans les autres departements conquis.
L’Alsace — et la Lorraine probablement — font usage de cartes,
texte allemand. ”
(Übersetzung,)
Wie Bias (einer der sieben Weisen Griechenlands) tragen die
Deutschen alles bei sich. Man weiß aus den Zeitungen, was sie
alles nach Frankreich gebracht haben. Aber niemand weiß, daß
sie außer den Freimarken in diesem Lande auch Correspondenz-
Karten für den Gebrauch der Deutschen und der Franzosen ein-
zeführt haben. Die ersteren sind die in Deutschland gebrauchten ;
von den letzteren kennen wir zwei Arten .. 0.0 0.0.000.00 4
Die Correspondenz-Karten mit französischem Vordruck werden
nicht im Elsaß, sondern in den anderen eroberten Departements
gebraucht. Elsaß — und wahrscheinlich Lothringen — verwenden
Karten mit deutschem Vordruck *).
Trotzdem hat der Moens-Katalog und alle Kataloge
nach ihm die Karten mit französischem Text unter
„Elsaß-Lothringen“ aufgeführt. Schmidt de Wilde
spricht in seiner noch zu erwähnenden Arbeit von „les
cartes Emises en France pendant la guerre de 1870—1871,
par l’administration des postes allemandes, dites cartes
d’Alsace-Lorraine“, also von sogenannten Elsaß-Loth-
ringen-Karten, Diese Karten sind übrigens schon vor
Erlaß der obigen Verfügungen in Verkehr gewesen, wie
im Oktober 1870 gebrauchte Exemplare beweisen, und
*) Wie aus Belegstücken hervorgeht, waren dies die Berliner
Karten in der endgültigen Ausgabe mit langer 3. und 4. Adreßlinie.