Full text: Die Erfindung der Postkarte und die Korrespondenz-Karten der Norddeutschen Bundespost

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abnehmern wurden unbeklebte Formulare in Mengen von 
wenigstens 100 Stück zum Preise von 5 Groschen (18 Kr.) 
überlassen. Nachdem bei Beginn des Krieges vorüber- 
gehend auch kleine Mengen von 5 Stück an das Pu- 
blikum abgegeben worden waren, kam man wohl zu der 
Erkenntnis, daß die Post sich das Aufkleben der Mar- 
ken und die Bereithaltung mit verschiedenen Marken- 
werten beklebter Karten ersparen könne; es wurde des- 
halb durch Verfügung vom 3. Februar 1871 (PAB 10 
vom 4. 2. 71) angeordnet, daß 
„die in der Feldpost-Ordre Nr. 9 enthaltene Bestimmung, nach 
welcher Feldpost-Korrespondenzkarten in Quantitäten von je 5 Stück 
zum Preise von !/, Groschen an das Publikum abgelassen werden 
können, auch auf die gewöhnlichen Korrespondenzkarten Anwen- 
dung finden soll.“ 
Vom 1.Januar 1871 ab wurden laut Bekanntmachung 
vom 23. Dezember 1870 („Königl. Preuß. Staatsanzeiger“ 
Nr. 407 vom 26. und 408 vom 27. Dez.) die Korre- 
spondenzkarten auch im internationalen Verkehr zunächst 
mit Dänemark, Frankreich (irotz des Krieges!), Groß- 
britannien, Niederlande, Norwegen, Portugal, Rumänien, 
Schweden, Schweiz, Spanien und den Vereinigten 
Staaten von Amerika zugelassen. Nach Belgien und 
Italien blieb die Zulassung noch vorbehalten, die Ver- 
sendung nach Rußland wurde ausdrücklich verboten. 
Als Porto wurde das gewöhnliche Briefporto erhoben, die 
Karten mußten aber stets frankiert werden. 
Der Juli 1870 brachte auch die erste illustrierte 
Karte. Der Hofbuchhändler Schwartz in Oldenburg 
bedruckte bei Ausbruch des Krieges Korrespondenzkarten 
des ersten Musters (mit 2 kurzen Linien für die 
Wohnungsangabe) in der oberen linken Ecke der Vorder- 
seite mit dem Klischee eines Artilleristen an der Kanone 
und schickte am 16. Juli das erste bis heute noch er- 
haltene Exemplar an seine Schwiegereltern in Magde- 
burg. In den Handel ist diese erste illustrierte Karte, 
die Urahne der Ansichtskarte, natürlich nicht gekommen. 
Nachdem im Mai 1871 die Norddeutsche Bundes- 
post der Deutschen Reichspost hatte weichen müssen, 
wurden die Ober-Postdirektionen unterm 16. Mai ange- 
wiesen, bei Neubestellungen die Aufschrift „Norddeut- 
sches Postgebiet“ auf den Formularen zu Postkarten 
usw, durch die Aufschrift „Deutsches Reichs-(Adler)Post- 
gebiet“ ersetzen zu lassen. Die älteren Bestände, die 
erst aufgebraucht werden sollten, scheinen aber bei den
	        
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