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Binnen kurzem wird den Postanstalten ein Aufsatz:
Abkürzung und Erleichterung des Briefwechsels
zur Verteilung an die Korrespondenten zugehen. . . . Die Post-
anstalten haben die einzelnen Exemplare an die Korrespondenten
durch die Ausgabebeamten, sowie durch die bestellenden Boten
in angemessener Weise zu verteilen. Die Verteilung hat an dem
Tage zu beginnen, an welchem die Korrespondenzkarten bei
der Postanstalt zum Verkaufe bereit stehen, . .
Der in dieser Verfügung erwähnte Aufsatz ist im
„Königl. Preuß. Staats-Anzeiger“ Nr, 135 vom 11. Juni
abgedruckt. Da er im ‚wesentlichen eine Wiederholung
der Stephanschen Denkschrift und der General-Verfügung
vom 6. Juni 1870 ist, erübrigt sich seine Wiedergabe.
Mit welchem Interesse vom Publikum die Neuerung
aufgenommen wurde, geht daraus hervor, daß sofort
nach ihrem Inslebentreten Vorschläge eingingen, deren
Ziel es war, den Verwendungskreis der Korrespondenz-
karten zu erweitern. Infolge solcher Anregungen wurde
durch Verfügung vom 21, Juni (PAB 44 v. 22. 6. 70)
gestattet, die Korrespondenzkarten auch als Begleitbriefe
zu Paketsendungen” zu verwenden,*) Ferner wurde
unterm 29. Juni (PAB 48 v. 30. 6. 70) den Behörden
freigestellt, die Korrespondenzkarten für portofreie
Schreiben, sowie für solche, welche „frei laut Aversum“
befördert werden sollten, zu benutzen. Durch Ver-
fügung vom 12, Oktober 1871 wurde gestattet, die
Korrespondenzkarten als Formulare zu Drucksachen zu
verwenden.
Leider brachte die Korrespondenzkarte in Deutsch-
land dem Publikum nicht das, was es nach dem Vor-
gange Österreichs hauptsächlich gewünscht hatte, eine
Portoermäßigung, für deren Wegfall das große, nicht
einmal praktische Format der Karten doch keinen rechten
Ausgleich bot. Moschkaus „Deutsche Briefmarken-
Zeitung“ schrieb in einer Briefkastennotiz ihrer November-
Nr. von 1870: „Wir stimmen Ihnen vollkommen bei,
wenn Sie den Werth der Groschen-Correspondenzkarten
nahezu gleich Null erachten. Das Lärmschlagen unserer
Tagespresse über die zu erwartende hochwichtige posta-
lische Neuerung war eben viel Lärmen um Nichts.“
Wenn nun auch neben dem Reiz der Neuheit die un-
leugbare Bequemlichkeit, welche die Karten boten, ihnen
eine gewisse Verbreitung sicherte, so wären sie doch
*) Die besonderen Formulare zu Paketadressen wurden erst
im November 1873 eingeführt.