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karten fast überall vor dem 1. Juli zur Ausgabe, und
die Postämter wurden durch eine Verfügung vom 20. J uni
{PAB 45 v. 23. 6. 70) angewiesen, die Zahl der noch
im Monat Juni verkauften Karten am 1. Juli den Ober-
Postdirektionen anzuzeigen. In Berlin erfolgte die Aus-
gabe am 18. Juni gemäß nachstehender Bekanntmachung
im „Kgl. Preuß, Staatsanzeiger“ Nr. 137 vom 14. Juni:
Verkauf der Korrespondenzkarten.
Der Verkauf der Korrespondenzkarten wird bei den
Postanstalten des Bezirks der Ober-Postdirektion in Berlin am 18.
d, M, beginnen. Höheren Orts ist nachgegeben worden, daß diese
Karten schon vor dem 1. Juli d. J. in demjenigen Umfange zur
Verwendung gelangen, in welchem sie vom 1. Julid. J.ab zulässig sind.
Bei den genannten Postanstalten werden folgende Sorten von
Korrespondenzkarten vorrätig gehalten werden: 1. mit Freimarken
zu 1 Sgr. beklebt für den Verkehr innerhalb des Norddeutschen
Postgebiets, sowie für den Verkehr nach den süddeutschen Staaten,
nach Oesterreich und Luxemburg, ferner für den Stadtpostverkehr
und für den Verkehr nach und aus den Landbestellbezirken;
2. mit Freimarken zu !/„ Sgr. beklebt für den Stadtpostverkehr,
wenn ein und derselbe Absender 25 Stück und darüber bis zu 100
ausschließlich auf einmal am Annahmefenster einliefert;
3. mit Freimarken zu !/ Sgr. beklebt für den Stadtpostverkehr,
wenn ein und derselbe Absender 100 Stück und darüber auf ein-
mal am Annahmefenster einliefert; 4. unbeklebte Korre-
spondenzkarten zum Preise von 5 Sgr. für 100 Stück.
Berlin, den 13. Juni 1870.
Der Ober-Postdirektor.
Sachße.
Es sind auch tatsächlich vom 18. Juni abgestempelte
Karten nicht nur aus Berlin, sondern auch aus St. Goars-
hausen bekannt, so daß man dieses Datum als den Aus-
gabetag der Norddeutschen Korrespondenzkarten ansehen
muß. Am ersten Tage wurden in Berlin 45468 Stück
verkauft,
Nahezu gleichzeitig mit der Einführung des neuen
Verkehrsmittels im Norddeutschen Postgebiete erfolgte
auf Anregung Stephans auch die Ausgabe von Korre-
spondenzkarten in den süddeutschen Staaten (in Bayern
am 1, Juli, Württemberg 8. Juli, Baden Anfang August)
und in dem damals zum engeren deutschen Postver-
bande gehörenden Luxemburg (1. September), und gleich-
zeitig die allgemeine Zulassung der Karten im Verkehr
zwischen den deutschen Postverwaltungen und Österreich.
Wie sehr sich die Postverwaltung bemühte, das
Publikum mit der neuen Einrichtung vertraut zu
machen, beweist die nachstehende Verfügung vom
13. Juni (PAB 40 v. 14. 6. 70).