1
las neue Korrespondenzmittel einem Bedürfnisse entgegen-
kam, bewies die starke Benutzung der „Korrespondenz-
karte“, von der im ersten Vierteljahr allein im eigent-
lichen Österreich (ohne Unzarn) 2926102 Stück ab-
gesetzt wurden, eine freilich durch die Neuheit der Sache
stark beeinflußte Zahl, denn der Verbrauch sank im
folgenden Vierteljahr auf die Hälfte herab, um erst dann
wieder langsam anzusteigen (vgl. Ill. Briefmarken-Zeitung
1896 Nr. 17).
Nachdem Stephan am 26. April 1870 General-Post-
direktor des Norddeutschen Bundes geworden war, war
es eine seiner ersten Taten, die Korrespondenzkarte auch
in Deutschland einzuführen. Leider wich er dabei zum
Teil von seinen eigenen früheren Vorschlägen ab, indem
er für die Karten das gewöhnliche Briefporto ohne Er-
mnäßigung erhob und auch die Karten nicht mit dem
Wertstempel bedrucken ließ. Beides war gegenüber der
in Österreich eingeführten Karte ein Rückschritt. Es
ist indessen falsch, die Schuld daran allein dem General-
Postdirektor Stephan aufzubürden. Für die Aufrecht-
erhaltung des Briefportos waren hauptsächlich finanzielle
Gründe maßgebend, während die Nichteinprägung des
Wertzeichens wohl hauptsächlich darauf zurückzuführen
ist, daß man erst sehen wollte, wie sich das neue Ver-
kehrsmittel entwickelte, bevor man an die technische
Ausführung besondere Mühe und Kosten verwendete,
Jedenfalls erhielten die Karten durch diese Mängel einen
provisorischen Charakter, der ihren Wert in den Augen
der Durchschnitts- Sammler, die vor allem auf das ein-
gedruckte Markenbild sehen, stark beeinträchtigt. Anderer-
seits dürfte aber gerade der unfertige Charakter der
ersten deutschen Karten die Anbringung von Ver-
besserungen wesentlich erleichtet haben. Und hierin ist
die deutsche Karte tatsächlich für den Weltpostverein
vorbildlich geworden. Die Karten mit Antwort, die —
den Vorschlägen von Friedlein, Pardubitz und
Herrmann entsprechenden — von der Privatindustrie
hergestellten, besonders die so beliebt gewordenen illu-
strierten Kartenformulare, das jetzige Normalformat
(140 : 90 mm) der Postkarten, sie alle haben ihren Ur-
sprung in Deutschland und haben von hier aus ihren
Siegeszug um die Erde angetreten, oft genug in hartem
Kampnpfe mit bureaukratischen und fiskalischen Vornrteilen.