der Industrie, wie Birmingham mit 31, Bristol 36, Liverpool 37,
Manchester 39, Dublin 40, Edinburgh und Paris 42, London 51
erreicht, so können wir wohl kühn behaupten, daß der Briefverkehr
weit entschiedener als der Seifenkonsum, wie Liebig, oder als der
Eisenkonsum, wie Mischler meinten, der Gradmesser der Bildung
und wirtschaftlichen Entwicklung sei. Aber er ist nicht nur der
Ausfluß der Bildung und wirtschaftlichen Entwicklung, er ist auch
einer der thätigsten Begründer derselben. Daher fördert Alles,
was den Briefverkehr erleichtert, auch die Bildung und die wirt-
schaftliche Wohlfahrt in nicht hoch genug zu schätzender Weise.
Wohl Wenige berechnen, wie hoch wohl den Einzelnen die Kosten
Jes Briefschreibens zu stehen kommen. Man möge uns nicht der
Kleinlichkeit zeihen, wenn wir hier einen Ueberschlag über die
Kosten von 100 Briefen geben, welche ein Gebildeter oder Ge-
schäftsmann gewiß jährlich schreibt:
L. Geschäftsgang, um das Briefpapier sammt Couverts ein- _
zukaufen, Zeitverlust oder Kosten ......... .Fl.—.10
Aufbewahrung des Papieres ............. „-—.02
Herrichtung desselben zum Schreiben, Falten, Zusam-
menlegen nach dem Schreiben per !/g kr. ...... „-—.20
Schreiben per Stück durchschnittlich eine Viertelstunde
Zeit, da der Geschäftstag acht Stunden beträgt und
ungefähr 3 bis 8 Gulden einbringt, per Stück 10 kr. . „ 10.—
5. Siegellack oder Marken für 100 Stück ........ „—.30
5, Arbeit des Siegelns und Aufgebens per Stück 23 kr. . „ 2.—
Summe für 100 Briefe Fl. 12.62
dader per Stück 12,6 kr. Hierzu sind noch die Kosten der Marke
per 5 kr. und des Briefpapieres per 1 kr. zu rechnen, was zusam-
men eine Ausgabe von 18,6 oder nahezu 20 Kreuzer per Brief er-
giebt. Die 100 Millionen Briefe jährlich in Oesterreich haben dem-
nach nahezu 20 Millionen Gulden gekostet.
Wir glauben ein Mittel wenigstens hinsichtlich eines Theiles
der Briefe gefunden zu haben. Die Briefe zerfallen in 3 Haupt-
kategorien: 1. Einfache Benachrichtigungen, 2. Geschäftsbriefe
oder geistige Mitteilungen, 3. Liebes- und Familienbriefe,. Unter
die Kategorie der einfachen Benachrichtigungen zählen wir: Ge-
schäfts-Avisi und Intimationen, Nachrichten über Abgehen und
Ankommen von Sendungen aller Art, über Geburten, Heiraten,
Sterbefälle (insofern. sie nicht durch besondere gedruckte Parte-
zettel unter Kreuzband versendet werden) und Namenstag-, Ge-
burtstag- und Neujahrsgratulationen. Diese. Kategorie dürfte
nahezu ein Drittel sämtlicher Briefe betragen,
Und hier könnte man eine beträchtliche Ersparnis dadurch
einführen, daß die Regierung jenen Passus des Postgesetzes, in
welchem „offene Karten, Preis-Courants, Familien-Anzeigen und
dergl. mittels Kreuzband versendet werden können“, wenn sie ge-
druckt oder auf mechanischem Wege hergestellt sind und keine
anderen Zusätze enthalten als den Ort, das Datum und die Firma-
zeichnung, dahin erweitern würde, daß alle geschriebenen oder
durch Kopiermaschinen oder mittels Durchdrucken erzeugten
Karten in dem Formate eines gewöhnlichen Briefcouverts*) dann
offen, mit. einer Zweikreuzermarke durch die Post versendet
werden dürfen, wenn sie mit Einschluß der Adresse und der Unter-
schrift des Absenders nicht mehr als 20 Worte enthalten. Wir hätten
durch diese Postkarte eine Art Posttelegramme geschaffen, welche,
‘7:85 mm.