Brief machte, von der Postordnung gewiß nicht ge-
meint gewesen sei. Der ganze Erfolg der Erfinder be-
stand darin, daß die Postordnung in dem Sinne dieses
Bescheides beschränkt wurde. Die Vorschläge von
Friedlein und Pardubitz scheinen nicht in die all-
yemeine Öffentlichkeit gedrungen zu sein, indessen
muß ihnen die Erfindung der später von der Post auch
angenommenen Bezeichnung „Korrespondenz-Karte“ zu-
erkannt werden.
Da brachte am 26. Januar 1869 die Wiener „Neue
Freie Presse“ einen Artikel des Prof. Dr. E. Herrmann,
welcher die Idee der Postkarte wiederum in etwas
anderer Form in Anregung brachte. Der Aufsatz lautet:
Über eine neue Art der Korrespondenz mittels der
Post.
Wer berechnet wohl genau, wieviel er jährlich Briefe schreibt
und absendet? Es gibt Geschäftshäuser, welche unter 1 bis 5 Fl.
Briefporto täglich nicht auskommen; das alte Mütterchen auf dem
Lande dagegen schreibt vielleicht in 10 Jahren kaum einen Brief,
Die Schreiblust ist indessen in den letzten Jahren sehr rasch ge-
stiegen. Im Jahre 1840 wurden in Oesterreich 24200000 Briefe
versendet. Im Jahre 1863 schon 86990000, was eine Zunahme
in 23 Jahren von 259 Prozent bedeutet. Im Jahre 1866 dagegen
betrug der österreichische Bri”fverkehr schon 96412417 Stück,
also nahezu einhundert Millionen jährlich, — Seit dem Briefporto-
patente vom 21. November 1865 beträgt das Porto für jeden Brief
unter einem Zoll-Lothe für ganz Oesterreich bekanntlich gleichmäßig
nur 5 Kreuzer. Rechnet man nun hinzu, daß Briefpapier, Couvert
(da Postcouverte noch immer nicht allgemein verwendet werden)
ınd Siegel per Stück durchschnittlich nur einen Neukreuzer kosten
und läßt man die Kosten des Briefschreibens ganz beiseite, so
ergiebt sich eine jährliche Ausgabe von 6 Millionen Gulden für
Briefe,
Die Notwendigkeit und Neigung, Briefe zu schreiben, ist frei-
lich für die verschiedenen Berufsklassen und Nationalitäten, für
Stadt- und Landbewohner eine sehr verschiedene; in Wien z. B.
waren in den Jahren:
1861 1862 1863 1864 1865
25 278/5 30 32/5 36
Briefe per Kopf aufgegeben und zugestellt worden. Dagegen betrug
in Niederösterreich außer Wien die Zahl der per Kopf aufgegebenen
und zugestellten Briefe in denselben Jahren:
L861 1862 1863 186% 1865
24 85 _ 318 3% 5 4
Oberösterreich brachte es bis 1863 nur auf 3, Kärnten auf 2,9,
Mähren und Schlesien auf 2,6, Steiermark auf 2,5, Dalmatien
auf 2, Ungarn auf 1,65, Galizien auf 1,25, Croatien und die Mili-
tärgrenze auf 1,11, Siebenbürgen gar auf nur 0,7 Stück pro Kopf.
Wenn wir hiegegen die Zahlen halten, welche der Briefverkehr
in den industriellen Provinzen des Auslandes, wie in Westfalen
und der Rheinprovinz mit 7,7 und 7, in Preußisch-Schlesien mit
5,8, in der Lombardei mit 4.8 oder wohl gar in den Hauptstädten