Full text: Sammlung Marfels

Diese Erkenntnis gestattete, höchst genaue 
Uhren zu konstruieren, die sogenannten Sonnenuhren, 
die sich jahrtausendelang im Gebrauch erhielten. Im 
alten Rom hatte man solche auf öffentlichen Plätzen 
errichtet; der Ablauf der einzelnen Stunden wurde 
lurch öffentliche Ausrufer bekanntgegeben. 
So genau diese Uhren auch die Zeit zeigten, 
hatten sie doch einen unleidlichen Fehler: sie waren 
bei bewölktem Himmel und des Nachts nicht zu ge- 
brauchen. Es muß daher als ein großer Fortschritt 
getrachtet werden, als ein findiger Kopf — man 
glaubt Ktesibius, ein Grieche — um das Jahr 150 v. Chr. 
die Wasseruhr in Europa einführte. In China war 
dieselbe schon im Jahre 2679 v. Chr. bekannt. .Die 
Konstruktion der letzteren ist sehr einfach. Ein 
wassergefülltes Gefäß ist mit einer feinen Öffnung 
versehen, aus der langsam in feinem Strahle der 
inhalt abläuft, Eine an dem Gefäß angebrachte Ein- 
teilung, an der der Wasserstand ersichtlich wird, ge- 
stattet, die Zeit abzulesen. Interessant ist, zu hören, 
daß schon manche dieser frühen Wasseruhren mit 
einem Räderwerk versehen waren. So berichtet uns 
Vitruvius von einer Wasseruhr, an deren zylindrischer 
hohlen Säule ein Engel auf und ab stieg und dabei 
an einer angebrachten Skala die Zeit anzeigte. Ein 
hervorragendes Stück muß auch die berühmte Wasser- 
uhr gewesen sein, die der Kalif Harun al’Raschid 
im Jahre 800 dem deutschen Kaiser Karl dem Großen 
in Aachen überreichen ließ. Beim Ablauf der Stunde 
öffneten sich zwölf Türen, zwölf Reiter sprengten 
hervor, um ein Gefecht aufzuführen und dann in 
den Türen wieder zu verschwinden. Gleichzeitig 
Helen eiserne Kugeln auf ein metallenes Becken, um 
auf diese Weise auch hörbar die Stunde anzuzeigen. 
Wasseruhren hatten übrigens, wie die auf ähn- 
lichem Prinzipe beruhenden Sanduhren, den großen 
Fehler, daß sie je nach dem Stande ihrer Füllung 
entweder zu rasch oder zu langsam gingen, daß sie 
sich leicht verstopfiten und vor allen Dingen, daß 
man sie häufig füllen oder umkehren mußte, 
Es mag daher mit großer Freude begrüßt 
worden sein, als um das Jahr 1000 die mechanische,
	        
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