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Weltwissen!
Weltwissen, welch ein wunderbares Wort,
Wenn mit Weltweisheit sich's zum Ganzen bindet.
Es reffet im Sturm die Geister mit sich fort
And weiset Wege, wo das Licht man findet.
Es ist der llrtrieb in des Menschen Sein,
Und unaufhaltsam strebt es zum Vollenden,
Es sucht die Wahrheit und mißtraut dem Schein,
And greift dm Augenblick mit heißen Händen.
Es dringet tief ein in der Erde Grund
Und hebt das Auge sehnend zu den Stemm,
Zu eng ist ihm des Weltalls weites Rund,
Zu nah noch find ihm ewig feme Fernen.
Das Feuer, das Prometheus einst gebracht
Dm Menschen aus der ew'gen Götter Händen,
Es brennt nun ewig, leuchtet durch die Nacht
Und lodert auf in Offenbarungsbränden.
Me ungezählte Bäche zu dem Strom,
Dem majestätischen, zusammenfließen,
Und wie die Streben an dem goth'schen Dom
Im letzten Ende sich zur Blume schließen,
Wie alle Kräfte nach gegebner Bahn
Seit ewig wirken ineinandergreifend,
So sammelt sich der Menschheit Wissen an,
Entgegen endlicher Vollendung reifend.
Aus des Gelehrten stillem Kämmerlein,
Drin sich die Wahrheit trunknem Auge zeiget,
Zieht in die Welt die Frucht der Forschung ein,
Vor deren Größe sich die Menschheit neiget.
Und niederreißt den alten Glaubenshort,
An dem seit alters hingen Millionen,
Des frei gewordnen Wissens stolzes Wort,
Als Herr und Sieger schwebend in Aeonen.