Full text: Kasseler Dichterbuch

74 
Weltwissen! 
Weltwissen, welch ein wunderbares Wort, 
Wenn mit Weltweisheit sich's zum Ganzen bindet. 
Es reffet im Sturm die Geister mit sich fort 
And weiset Wege, wo das Licht man findet. 
Es ist der llrtrieb in des Menschen Sein, 
Und unaufhaltsam strebt es zum Vollenden, 
Es sucht die Wahrheit und mißtraut dem Schein, 
And greift dm Augenblick mit heißen Händen. 
Es dringet tief ein in der Erde Grund 
Und hebt das Auge sehnend zu den Stemm, 
Zu eng ist ihm des Weltalls weites Rund, 
Zu nah noch find ihm ewig feme Fernen. 
Das Feuer, das Prometheus einst gebracht 
Dm Menschen aus der ew'gen Götter Händen, 
Es brennt nun ewig, leuchtet durch die Nacht 
Und lodert auf in Offenbarungsbränden. 
Me ungezählte Bäche zu dem Strom, 
Dem majestätischen, zusammenfließen, 
Und wie die Streben an dem goth'schen Dom 
Im letzten Ende sich zur Blume schließen, 
Wie alle Kräfte nach gegebner Bahn 
Seit ewig wirken ineinandergreifend, 
So sammelt sich der Menschheit Wissen an, 
Entgegen endlicher Vollendung reifend. 
Aus des Gelehrten stillem Kämmerlein, 
Drin sich die Wahrheit trunknem Auge zeiget, 
Zieht in die Welt die Frucht der Forschung ein, 
Vor deren Größe sich die Menschheit neiget. 
Und niederreißt den alten Glaubenshort, 
An dem seit alters hingen Millionen, 
Des frei gewordnen Wissens stolzes Wort, 
Als Herr und Sieger schwebend in Aeonen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.