Full text: Kasseler Dichterbuch

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Der Rosenstrauß. 
Vom Maienfrost erschreckt, 
hat er den Lenz versäumt, 
Blieb, da die andern Rosen trugen, 
still verträumt. 
Nun, da das Weinlaub braun 
am Boden klebt, 
Die nackte Ranke 
von der Mauer bebt, 
Tot schon die Malven bleich, 
der Astern laute Schar, 
Nun steht er da und trieb 1 — 
im greisen Haar — 
Noch eine Rose groß, 
von königlichem Blut — 
Nie sah ich solchen 
Purpursamtes Glut! 
Doch, halb erblüht, 
neigt sie das Haupt schon schwer 
Es trägt der Strauch 
die sütze Last nicht mehr. 
Und ist, als sollt' er, 
eh' verhaucht die Gluten, 
Mit dieser Rose rot 
nun selbst verbluten.
	        
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