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Totensonntag.
Es gibt ein Treuehalten,
Das wagt sich nicht hervor
Am Totenfest mit Kränzen
Und buntem Blumenflor;
Das hält an jedem Tage
Ein still Gedenken fest,
Ob es auch keine Klage
Dem Mund entschlüpfen läßt.
Es trägt dies Treuehalten
Sein Leid, sein bischen Glück
Hin, wo die Toten ruhen —
Bringt Mut und Trost zurück.
In aller Herrgotts-Frühe,
Im Abenddämmerschein,
Am Tag der Toten wandelt's
Zu Gräbern ganz allein.
Und an der Ruhestätte,
Dort draußen vor dem Tor,
Ringt sich aus tiefster Seele
Der tiefe Schmerz hervor:
„Wie muß allein ich wandern
So lang schon manches Jahr!
Tod, gibst du dort mir wieder
Zurück, was mein erbst war?
kV e i h n a ch t s l i e d.
Es klingt aus alten Zeiten
Ein Lied so lieb und traut,
Sel'ge Vergangenheiten
Das Auge wieder schaut.