Full text: Kasseler Dichterbuch

Allererstem, stillen Werden, das der Menge kaum 
sich zeigt, 
Wenn der Himmel grau verhangen und der lichte 
Wald noch schweigt, 
Keines Vogels Jubilieren durch entlaubte Wipfel 
hallt, 
Diesem ersten, leisen Regen selten nur ein Lied erschallt. 
Und doch birgt das Knospen, Keimen tief am Name, 
hoch am Baum, 
Grüner Schein auf Moosgeflechten wunderholden 
Frühlingstraum. 
Eh' sich Blatt und Blüte drängen durch der Hütte 
harte Wand, 
Schmückt sie erst mit weichem Glanze eine milde 
Segenshand. 
Ahnungsvoll streicht weckend Wehen über rauhes 
Ackerfeld; 
Aus der schweren Scholle sprießet zages Grünen in 
die Welt. 
Durch die dunkle Fichtenkrone Windeswelle zitternd 
saust, 
Streift die Erde, wo in Furchen Winterschnee noch 
zögernd haust. 
Herbe, junge Frühlingsseele, unbewußt noch ihrer 
Macht, 
Rührt in ihrem ersten Streben mehr als auferblühte 
Pracht. 
Wie in eines Kindes Auge feh' ich auf der braunen 
Flur 
Allererstes, leises Lächeln der erwachenden Natur.
	        
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