Ich sah sie im blendenden Schneegewand,
Tiefdunkel verbrämt der Schleppe Rand,
Sah über der Heide den Vollmond stehn,
Lichtblaue Schleier auf Silber wehn:
Da hab' ich Schön'res gesehn!
vor Tag.
Stille, feierliche Stille. . .
Feine Geisterhände weben,
Breiten graue, kühle Schleier
Weithin über alles Leben,
Wie die Mutter vor dem ersten Licht
Schützt des Kindes schlummernd Angesicht!
Dämmrung hält die zarten Schleier,
Wehret noch dem Windesrauschen:
„Latz der Bäume hohe Wipfel
Still noch ihren Träumen lauschen;
Jungen Zweigen gönn' noch kurze Rast
Ruhe noch dem sturmgewohnten Ast.
Stille, feierliche Stille. . .
Blasse Sterne müde winken
Noch ein letztes Abschiedsgrützen,
Wenn die Schleier langsam sinken. . .
Von dem Walde über Felder weht
Leises Raunen wie ein fromm Gebet. .
Leuchtend glüht die Morgenröte
Plötzlich über rings dem Schweigen,
Frischer Wind rauscht durch die Bäume,
Datz sie ihre Kronen neigen, —
Und der Sonne sieggewohnte Pracht
Funkelt in den Tränen flieh'nder Nacht.