28
Und fröhlich wird die Tafelrund:
„Er muh uns was erzählen!"
Da setzt er sich und iht und trinkt
Und wird von Fragenden umringt.
Das Frauenauge gläubig strahlt,
Drin jüngst sich noch die Furcht gemalt;
Dem Männerherzen sorgbeschwert
Die alte Laune wiederkehrt
Bei traulichen Geschichten. —
Und er — den Tod im Angesicht,
Kaum weih er selber, was er spricht
Von blauer See und Sturmeswut,
Von Nordlandseis und Tropenglut,
Von mancher ungefahrenen Fahrt
Lügt er mit Lust nach Seemannsart:
„Topp, Freund, was gilt die Wette!"
„Was gilts, ich fühl? bei schwerer See
Ein hilflos Schiff, — was auch geschah!
Ich stell dem Schicksal stets ein Bein,
Ich zwing das Glück, das Glück ist mein!
Denn wer das Meer sein Liebchen nennt,
Kein Graun und kein Verzagen kennt!
Nur Ruhe, Freund, nur Ruhe!"
Ein Dampfer kreuzte den Kanal,
Der sah von fern ein Notsignal,
— Aus höchster Angst ein letzter Schrei. —
Er kam heran und legte bei
Und nahm das fremde Schiff ins Tau. —
Ganz nahe schien im Morgengrau
Die Brandung von Ostende.