Full text: Kasseler Dichterbuch

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Du zerdrücktest Schleifen mir und Mieder 
Unbesorgt mit rauher Reiterhand. 
Und du hobst mich arme, kleine Maide 
Über deines Rosses Widerrist, 
Hast von meinen Wimpern all die Seide, 
Von den Lippen all den Schmelz geküßt. 
Muh hknfür die bleichen Schwestern fliehen, 
Weil mein Antlitz hoch in Flammen steht. 
Meine Seele läutet Melodieen, 
Wie der Föhn, der durch die Wipfel geht. 
Seh im Traume deinen braunen Nacken, 
Deiner Augen schwarzen Fieberbrand, 
Sehe Rossemähnen, Goldschabracken, 
Höre Hufe scharrn auf hartem Sand. — 
Hätten, ach, die Hufe mich zertreten! 
Doch sie setzten über mich hinfort. 
Ihre Spuren längst im Wind verwehten, 
Und im Wald verklang dein Liebeswort. — 
M a i a b e n d. 
Sinkender Sonnenball, — 
Talauf Glockengeläut — 
Ginster hat gelbes Metall 
Zwischen die Felsen gestreut. 
An den Gärten entlang 
Flieder schwer von Duft. 
Ueber dem Rebenhang 
Schleierl die Abendluft.
	        
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