Full text: Kasseler Dichterbuch

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Ein teurer Raum, an den ich oftmals denke 
Und dem ich immer meine Liebe schenke, 
Von einem edlen Geiste still bewohnt, 
Der, hochverehrt, in meinem Herzen thront. 
O i e K u e. 
Tief in der Au', seitab, liegt der „Theaterberg", 
Berg freilich nicht und selbst bei Hügeln nur ein Zwerg, 
Doch voll verstohl'nem Reiz, lockt er zu Phantasie'n 
Und läßt aus alter Zeit Bilder vorüberziehn. 
Du siehst umschattet Dich von Lind- und Tannenzweig, 
Davor, kulissenhaft, im längst begrasten Steig 
Zypressen, dunkel ernst, ani Hügelrand gereiht, 
Und drunten der Allee stolzgerade Stattlichkeit. 
Hier webt Parkeinsamkeit, geheimnisvoll und still, 
Die, dennoch mitteilsam, viel sagen kann und will. 
Hast Du ein Ohr dafür, dann horche, sinn' und lausch', 
Ob die Vergangenheit bereit zu holdem Tausch. 
Wenn 'Mittagszauber herrscht, umflimmernd Baum und 
Strauch, 
Das hochblumige Gras im sonn'gen Silberrauch 
Wie atmend wogt und weht, der Erde Herzschlag pocht 
Und sommerliche Glut im grünen Grunde kocht, 
Der Käfer blitzt und surrt pnd fliegt in irrem Lauf, 
Dann überkommt's wie Schlaf, und Träume wachen auf. 
Seltsames Murmeln rauscht, wie's in der Muschel 
summt, 
Und Stimmen werden laut, sonst für die Welt ver 
stummt. 
Von fern durch die Allee hör' ich's wie Wagen fahren! 
Sechs Schimmel seh' ich schon, mit goldenen Kandaren, 
Karossen, immer mehr, Lakain, Heiducken, Mohren, 
Wie aus der Erde steigt's, plötzlich heraufbeschworen!
	        
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