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Da wies des Ew'gen lichtumflammte Hand
Hinab zur Erde. — Wie ein Sonnensprühen
War dieses Rühren seines Fingers! — Rings
Erloschen in dem Weltenraum die Gestirne
Und standen nur noch zitternd — winz'ge Flämmchen,
Verhüllt im Nebel, — und der Ew'ge sprach :
„Sieh' dort, — der Mensch. Ich gab ihm Weib und
Kind.
Ein jauchzend Bübchen, ihm aufs Knie zu springen,
Wenn er von glückgekrönter Arbeit kommt.
Sein Weib ist schön — so schön wie Eva, ehe
Die Schlange ihr ins Auge sah; — ich gab
Ihr Anmut und Verstand, ihn zu entzücken.
Wenn er sein Weib, sein Kind erblickt, so lacht
Er hell vor Glück und reckt in frohem Stolz
Die jungen Glieder, die gesundheitprangend
Ich gütig ihm verliehen. —
Meinst du wohl,
In all dem Weihrauch des Gebets, der täglich
Mir von der Erde aufsteigt — Jammerrufe
Und Bußgebete, wild vermess'ne Bitten
Und scheues Stammeln — sek auch nur ein Ton,
Ein einzig' Körnchen seines Danks?!"
Da neigte
Der Cherub stumm sein Antlitz und benetzte
Sein wolkenflatternd Kleid mit einer Träne,
Die schwer — wie Nachttau — auf die Erde fiel.
Und wieder wies Jehovas Hand hernieder:
„Dort wohnt ein Mann. In jahrelangem Ringen
Hat er ein großes Ziel sich heiß ersehnt.
Nachts lag er ohne Schlaf — weil seiner Arbeit
Unendlich Glühen ihm den Schlummer stahl.
„Ich darf nicht sterben," sprach er, „denn ein Gott
In meiner Brust sagt mir: Ich muß vollenden!"