Full text: Kasseler Dichterbuch

— 253 — 
Die Künstlers rau. 
Ich habe mit ihm gehungert, 
Ich habe mit ihm gelacht; 
Ich habe die heiligen Bilder 
Der Zukunft mit ihm erdacht! 
Ich habe sorgsam gehütet 
Die Stunden seiner Ruh 
Und hielt vor der lärmenden Menge 
Ängstlich den Vorhang zu. 
Ich habe ihm Kinder geboren 
Und habe sein Haus versorgt, 
Und habe mir Sonne vom Himmel 
Für schwarze Stunden geborgt. 
Nun fällt ihm Ernte auf Ernte 
Endlich in feinen Schoß, 
Nun ist er ein Siegfried worden, 
Gesegnet, stark und groß! 
Ihr müden Schatten des Alters, 
Warum grade jetzt mir nah'n —? 
Geduldig fält' ich die Hände: 
Mein Werk — ist ja getan! . . . 
Himmelsmärchen. 
Der goldgekrönte, weißgefiederte, 
Lichtäug'ge Cherub, — der tagaus, tagein 
Das Angesicht Jehovas schaute, — sah 
Im Antlitz des Urew'gen einen Hauch 
Wie Schatten vor der Sonne! — Und der Blick, 
Der demutsvoll die Wolkenstufen küßte, 
Schien stumm beredt zu fragen: Herr, was ist's? —
	        
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