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Ein Regenpfeifer ruft fern im Ried,
Hoch oben der Storch seine Kreise zieht.
Je nun? — Jetzt flüchtige Schritte nah'n:
Ein Mädel huscht zu dem Vorn heran,
Es tut nicht verschämt und ziert sich auch nicht
Und lacht mir so kindlich ins Angesicht;
Doch als es sich spiegelt im Wässerlein klar,
Steckt es höher den Knoten im Haar
Und dann — dann löst es mit neckiger Hand
Am Hemdchen die Schleife vom Schlietzeband
Und kühlt und spritzt sich die schöne Brust
Und schlürft dann so recht nach Herzenslust
Und plätschert so wild mit dem nackten Bein —
Am Ende da springt sie noch ganz hinein!
Ich sprach vertraulich manch' Schäkerwort,
Fragt': „Hat auch 'n Name der stille Ort?" —
Da wurde sie rot wie der Mohn im Korn —
„„Es is unser liewer Kinnerborn.""
Marie.
Zur Dämmerstunde bin ich oft allein
Und warte auf des ersten Sternes Schein,
Der hinterm Turm dort seinen Lauf beginnt,
Ein Tröpflein, das der Ewigkeit entrinnt.
Und drängt sich schmeichelnd dann durch Qualm und
Rauch
Aus weiten Gärten müder Blüten Hauch
Zu meinem Fenster überm Häusermeer,
Schleicht auch Erinnerung sich heimlich zu mir her.
Scheu taucht sie aus dem Grau entschlafner Zeit,
Den Trümmerresten alter Herrlichkeit,
Bringt an der Hand auch, tastend, Schritt für Schritt,
Ihr Herzenskind, die zarte Sehnsucht, mit.
Und wenn ich wende mich, abweisend, hart,