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Verbrennt ihm den Purpur und seine Werke!" —
Napoleon schlief so bang und schwer
In Moskaus heiliger Pracht.
Es wogten und schlichen um ihn her
Die düstern Gestalten der Nacht.
Sie hauchten dem träumenden Kaiser ins Ohr
Von Rache, Vergeltung und Qual.
Unheimlich sangen die Winde ihm vor
Von Ende und schrecklichem Fall.
Er zerwühlt die Kissen in dumpfem Bann.
Der zwingt ihn nieder, den eisernen Mann.
Da zerreißt er die Bande, die die Nacht ihm wob,
Daß die Gespensterschar zerstob
Und reckt sich empor mit eisigem Hohn:
„Was wollt ihr? Ich bin 's, Napoleon!"
Da sieht er, wie 's tanzt an des Saales Wand
Von irrenden Lichtern in grellem Schein.
Er blickt hinaus und schaut wie gebannt
In ein flammendes Meer hinein.
Laut lacht er und ballt die harte Faust:
„Ha, Russe, das wagtest du?
Verbrennst das Nest, das du selbst behaust,
Zu stören Napoleons Ruh?"
Dann legt er die Uniform sich an
Und stülpt sich den Helm aufs Haupt,
Steht wie Stein am Fenster dann,
Wo's braust und brüllt und schnaubt.
Generäle stürzen zum Kaiser hin:
„Der Russe hat Brand in die Stadt gelegt,
Majestät drum fort, wir müssen fliehn,
Seht, wie das Feuer stets näher fegt.
Wir müssen fliehen um jeden Preis,
Schon ist der Boden dem Fuße zu heiß." —
„Flieht, bringt euch in Sicherheit,
Eilet nur fort in euerm Mut!
Ich muh erst schaun, was der Russe gestreut.
Die Aussicht vom Fenster ist gut." —