Full text: Kasseler Dichterbuch

Manchmal ist es mir, als klänge 
Noch ein Lied aus fernster Ferne. 
Doch dann schweigen die Gesänge. 
Wolken hüllen ein die Sterne. 
3 m Auditorium. 
Ein großes Schweigen war ringsherum, 
Viel emsige Federn schrieben, 
Es hatte ins Auditorium 
Ein seltener Stern mich getrieben. 
Da sah mein Aug' auf kahler Bank 
Ein großes Herz geschnitten, 
Ein Herz, das spitz ein Pfeil durchdrang, 
Und „Gretchen" stand in der Mitten. 
Und wie ich es las, vergessen das Jus, 
Die Feder ließ ich sinken. 
Das rauschte wie heimlicher Liebesgruß, 
Vergessene Träume winken. 
Weltfern ein einsamer Waldesrand, 
Ein Zwitschern in blühenden Zweigen, 
Und goldene Sonne auf weitem Land, 
Die duftenden Blumen schweigen. 
Das war ein Träumen, ein seliges Ruh'n, 
Ein Herzen, ein Losen ohn' Endnis, 
Nicht hörten die Bäume verstohlenes Tun 
Und stammelndes Liebesgeständnis. 
Drum schnitt ich ein Herz in die Rinde ein, 
Auf daß es da ewig stände, 
Und neben mir lehnte blond Gretelein 
Und küßt' mir die törichten Hände. 
15*
	        
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