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Der kann sie nimmer und nimmer vergessen,
Die Wunderstadt am Tiberstrand,
Und hätt' er des Glückes Höhen ermessen —
Nach Rom bleibt sein Herze doch hingebannt.
Gabst du, o Heimat, mein liebes Hessen,
Gabst du mir auch einen Zaubertrank?
Warum kann dein ich nimmer vergessen? —
Ob froh ich, ob traurig, gesund oder krank,
Es zieht mich mit unzerreißbaren Banden
Zu dir, du teure Heimat, stets hin.
Vor allen den lieben deutschen Landen
Liegt keines so lieb wie du mir im Sinn.
Mich lockte hinaus die Fremde, die Ferne;
Dort hab' ich manch goldenes Ziel gesehn.
Doch dacht' ich in Liebe und Sehnsucht so gerne
Zurück an deine herrlichen Höhn.
Schön, schön sind Italiens sonn'ge Gefilde,
Doch deiner Wälder heimliche Pracht,
Die friedlichen Gründe, die Hügelgebilde,
Sie wecken, bin fern ich, das Heimweh mit Macht.
Ja, ja, ich habe in Zügen, in vollen
Getrunken aus deinem Zauberquell,
Aus rauschenden Wassern, dem Bergwald entquollen,
Getrunken auf Höhen, so sonnig Und hell,
Der Berge und Täler goldige Schöne,
Waldfrieden im Morgen- und Abendhauch!
Getrunken vom Geiste der Hessensöhne,
Die treu dir gelebt, gestorben dir auch.
Mit jedem Zuge trank ich aufs neue
Die Heimatliebe erquickend und rein,
Der Väter Sitte und Art und Treue,
Die heilig durchwallen mir Herz und Gebern.