Full text: Kasseler Dichterbuch

- 190 — 
Da sitzt er und rechnet tagaus, tagein, 
Ob der Himmel trübe, ob Sonnenschein. 
Ihn stört's nicht, ziehn jubelnd die Schwalben daher 
Oder schlägt an die Fenster der Regen schwer. 
So wachsen in ewigem Einerlei 
Die Tage zu Wochen in stattlicher Reil/, 
Die Wochen zum Jahre, das eilend entschwand, 
Wie die Zahlen zur Seite, die Seiten zum Band. — 
Heut' sitzt er nun, Auge und Wange fahl, 
Beim Abschluß der Bücher zum dreißigsten Mal. 
O Gott, wie schnell geht die Zeit dahin, 
Und was hat das Leben gebracht an Gewinn? 
Wer weiß, wie bald ihm die Stunde schlägt, 
Das Buch seines Lebens den Schlußstrich trägt! 
Wie wird, im Aug' blinkt der Träne Schein, 
Von seinem Leben der Abschluß sein! — 
Der Schnitter. 
Der Schnitter geht um, der Schnitter geht um, 
Er zieht durch die Felder still und jtumm, 
Und über die Halme, ernst und schwer, 
Zieht bang ein Hauch der Erwartung her. 
Stumm wandert der Schnitter entlang die Reihn, 
Und die Sichel blitzt und funkelt darein, 
Und die goldenen Halme still und stumm, 
Sie sinken Reihe für Reihe um. 
Der Schnitter geht um, der Schnitter geht um, 
Er zieht einher gar still und stumm, 
Und das Leben, das fröhlich noch kreisen will, 
Das fühlt sein Nahen und wird gar still. 
Die Sichel leuchtet, die Sichel blinkt,
	        
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