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Aufgepflanzt hat es der Glaube
Und mit Kränzen fromm umwunden.
Armes Kreuz! Du liegst im Staube,
Du, das Ehrfurcht einst gefunden!
Kinderaugen, tränbetauet,
Waren treu auf dich gerichtet,
Mancher Wunsch ward dir vertrauet,
Manchen Streit hast du geschlichtet.
Zog der Bursch' hinaus ins Leben,
Stand er hier noch einmal stille,
Am Gebet den Blick zu heben,
Daß sein Hoffen sich erfülle.
Braut und Bräutigam, sie nahten,
Zu erflehn des Himmels Segen,
Gingen froh und wohlberaten
Ihrer Zukunft dann entgegen.
Mütterlein mit weißen Haaren
Lag vor dir und rang die Hände,
Daß der Himmel die Gefahren
Von dem fernen Sohne wende.
Und selbst lebensmüde Greise
Hoben flehend ihre Arme,
Daß der Tod in sanfter Weise
Ihrer Leiden sich erbarme.
Allen tiefgebeugten Seelen,
Deren Hoffnungen vernichtet,
Die in Angst und Reu' sich quälen,
Warst du tröstend aufgerichtet.
Dich, du Kreuz, so auserlesen,
Hat der Sturm nun Umgerissen,
Was der Menschheit du gewesen,
Bald wird es wohl niemand wissen.