Emil Iaeobi
Die Mettenglocke.
„Mein ist die Dirne, last los, gib frei!"
„Nein, mein! Ich kam zuerst herbei.
Bei Gottes Donner, läßt du sie nicht,
Verdammter Grünrock, gelbschnäbliger Wicht,
Die Rippen dir brech' ich wie morsches Holz!"
„Schab' ab, du Junker Bettelstolz!
Mein Messer, es macht die Bahn mir frei." —
„Nimm das!" — „Hilf Gott — mir gnädig sei!" —
Der Jäger wankt — es schießt ein Strahl
Hellroten Blutes im staubigen Saal —
Rings starre Gesichter — „Mordio! Greift ihn,
Den kecken Scholaren — Laßt nicht ihn entflieh'n!"
So schwirrt's durcheinander im wilden Getön —
Er aber wie Mars selbst ist anzusehn,
Steht blitzenden Auges und hoch den Stahl
Und im Arm die Dirne, die bleich und fahl
Zu ihren Füßen den Jäger sieht,
Dem der letzte Odem schwerröchelnd entflieht.
Sie reißen sie von ihm, schon ist er umringt,
Dem der Schläger noch kn der Rechten blinkt.
Er wehrt sich wie rasend mit starkem Arm;
Doch sie hängen sich an wie ein Wespenschwarm —
Und bald ist das Spiel auch zu Ende geführt —
Da steht er, wutschäumend, mit Stricken geschnürt,
Umheult und beschimpft von der Bürgerschar,
Die um sich selber voll Sorge und Schrecken war.