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Ja, lang' ist's her, mein Sturmgesell,
Ich weih, ich kenn' dein Wiehern hell,
Mein Schimmelroh sei ruhig, hab' Dank —
Mein Schimmelroh, mein Herz ist krank.
Ich kann nicht stürmen durch die Flur
Auf deinem Rücken, — warte nur,
Ich komme wieder, eh der Wald
Vergrünt, — mein Roh, ich komme bald.
Da wiehert laut mein Schimmel hell
Und stampft auf stein'ger Lagerstell
Und sieht, den Kopf gewandt, mich an,
So traurig, wie ein Pferd nur kann.
Und scheint zu flüstern: „Kamerad,
Ich freute mich — wie schad, wie schad,
Und drauhen grünt der Heckenstrauch,
Du kennst mich ja, du weiht es auch,
Du weiht, wie ich dich drüber trüg',
Den Lenz im Herz', im Ruf den Sieg —
Mein Reiter, willst du wirklich nicht?
Durch Frühlingsau im Frühlingslicht?
Und soll ich stehn in dumpfer Streu,
Wo drauhen blaut der Himmel neu,
Mein lieber, lieber Reitersmann?"
So sprach mein Roh und sah mich an.
Da wandt ich mich, mein Freund — vielleicht —
Und über meine Wange schleicht
Ein Tropfen, der im Auge stand,
Und tropft auf meine Zügelhand.
Dann fort! Leb' wohl, mein Schimmelroh,
Mein alter, lieber Kampfgenoh! —
Der Sporen klingt, der Schritt wie matt,
Und drauhen singt der Lenz sich satt.