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Wenn Liebe mit wonniger Seligkeit
Läßt leis alle Saiten erklingen,
Dann öffnet das jubelnde Herz sich so weit
In des Sommers strahlender Herrlichkeit,
Will Blüten des Glückes bringen.
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Wenn unter des Schicksals zermalmender Hand
Starb Freuen und Hoffen und Lieben,
Wird's Wandern so mühsam im Sommerland,
Geblendet der Blick durch den Sonnenbrand
Der Erinn'rung, die geblieben.
Ebbe und Flut.
Geheimnisvoll hält starker Allmacht Hand
Die Flut zurück, von fern nur tönt ihr Rauschen.
Still liegt der weite dünenreiche Strand;
Nichts stört der Seele sehnsuchtsvolles Lauschen
Auf Stimmen, die vom hohen Himmel weit
Erklingen leis in hehrer Einsamkeit.
Sie flüstern, daß ein Wille, göttlich groß,
Lenkt in d^m Weltall jeden Meeres Wellen.
Er, der in tiefer Erde dunklem Schoß
Die Tropfen sammelt zu den klaren Quellen,
Die, fern vom Ursprung, Meereswogen sind,
Er sollte dich nicht führen, Menschenkind?
Und wenn vorbei der Ebbe Ruhezeit,
Dann kehrt die Flut zurück ohn' zögernd Säumen.
Wo weißer Sand sich zeigte weit und breit,
Ist nun des Wassers ruheloses Schäumen.
Versunken ist bis an der Dünen Rand
-Im Wogengrab der friedlich schöne Strand.