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freute sich, wie ihrer Anna Gela die Erdbeeren mit
Schlagsahne mundeten.
Dann nahm der Lakai die leere Schüssel fort
und stellte eine Baisertorte dafür hin. Anna Gela
wartete diesmal gar nicht, bis Mama vorlegen würde.
Sehr entschlossen, sehr selbständig und unverfroren
legte sie beide Arme um das Tablett und zog die
Torte einfach zu sich 'ran.
Das war zu viel. Ich möchte aber auch mal
ein kleines, ja ein großes .Mädel sehen, das sich bei
Erdbeeren mit Schlagsahne und Baisertorte nur das
Nachsehen gefallen ließe. Die Prinzessin wurde em
pört und gab Anna Gela eine Ohrfeige.
Anna Gela erschrak; es schien fast, als ob sie
in ihre frühere Puppenregungslosigkeit zurückfallen
wolle. Doch es schien so nur einen Augenblick, sie
war ja doch keine solche Puppe mehr. Sie setzte
sich also zur Wehr.
Das hatte die Prinzessin nicht erwartet. Sie
erlustigte sich jedoch diesmal durchaus nicht an der
Ueberraschung, sondern wurde zornig, fassungslos
zornig, und holte von neuem aus. Aber auch Anna
Gela wehrte sich aufs neue; es entstand eine regel
rechte Seilerei.
Unglücklicherweise versagte jetzt das elektrische
Licht, auch der Lakai hatte für einen Augenblick das
Zimmer verlassen. Immer heftiger drangen die
Streitenden aufeinander ein; die Prinzessin meinte fast
zu unterliegen. Ihre Hand griff nach einer der
schweren silbernen Kannen auf der Tafel, und aufs
Geratewohl in dem Dunkel holte sie damit nach ihrer
Gegnerin aus.
Da tönte ein schärfer, qualvoller Schrei — ein
leichter Fall — ein Seufzer noch — Anna Gela war
zu Boden gesunken, dann ward es still, unheimlich
still