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das immer nur auf Befehl stand, faß, tanzte oder
sprach, doch recht langweilig sei! Es verlangte sie nach
einer Gespielin, die wie sie empfinden und wollen und
auf eigene Faust mal was zum besten geben möchte.
Die arme Anna Gela aber schien es sich durchaus nicht
angelegen sein zu lassen, auf diese Wünsche einzugehen,
soviel Vorstellungen ihr die Prinzessin darüber machte.
Sie bekam sogar Schelte und Schläge, aber auch das
half nichts. Sie sagte auch hierzu nur „ja" und „nein",
„danke, Mama", wie es die Schnur wollte, und auch
sonst blieb es beim alten: sie war eben eine Puppe,
ohne Seele, ohne Herz.
Die kleine Prinzessin wurde recht ärgerlich, sie
wollte zuletzt nichts mehr von der Puppe wissen;
kümmerte sich auch ein paar Tage nicht um sie. Da
ihr aber doch nichts so lieb war wie ihre Anna Gela
und sie selbst eine Prinzessin, die noch immer ihren
Willen bekommen hatte, so besann sie sich, ob es denn
nicht irgend ein Mittel geben könnte, hier Wandel zu
schaffen. Und richtig — Prinzessinnen finden immer
ein Mittel, um ihre Wünsche zu erfüllen — Prinzeß
Thea besann sich, daß sie eine Pate habe, die Fee oder
Königin Luft, und daß diese Macht haben sollte über
alles Tote und Lebendige.
Prinzeß Thea stellte sich daher an das Fenster,
und als die Königin Luft in ihrem blauen Mantel
oorüberflog, hob sie die Hände enrpor und trug der
Pate ihr Anliegen vor.
Die Fee besann sich eine Weile. „Das ließe sich
schon machen," lächelte sie dann zu ihrem Patchen her
nieder. „Aber wenn ich Deiner Anna eine Seele und
ein Herz gebe," fügte sie ernst hinzu, „dann wird sie
auch einen Kopf haben und warmes, rotes Blut wie Du.
Und wenn dann Eure Köpfe aneinanderrennen — ob
das doch nicht fatal werden kann, kleine törichte Thea
Du —"