87
Teil ab, einmal wie das andere Mal, keinen Augenblick
länger oder kürzer, langsamer oder schneller. Es gab
sogar einige, welche die Augen auf- und zumachen
konnten, doch wieder einzig, wenn die betreffende Schnur
hier in Bewegung gesetzt ward, was ihnen selbst sehr
gleichgültig zu bleiben schien; denn immer gleich un
getrübt klar und kalt blickten die braunen wie die
blauen Sterne in die Welt. Und noch einige der
Puppen sprachen auch wahrhaftig, ganz laut und deut
lich — freilich abermals nur „ja" und „nein", „danke,
Mama", „danke, Papa". Ebenso taten sie auch das
einzig, wenn sie an der Schnur gezogen wurden, und
wiederum erklang ein Ja oder Nein, je nachdem die
Schnur es wollte.
Nichtsdestoweniger waren sie samt und sonders
tadellose Exemplare ihrer Art. Jedes kleine Mäd-
chen würde der Prinzessin versichert haben, daß sie
den Himmel auf der Welt habe mit ihrem Puppen
reich. Prinzeß Thea kannte nun leider kein kleines
Mädchen; aber sie war auch ohne solche Versicherung
ganz zufrieden mit ihren Puppen. Ja, sie hatte auch,
wie andere kleine Mädchen, ihre Lieblingspuppe.
Das war selbstverständlich eine, die man sitzen,
stehen, laufen, tanzen, die Augen auf- und zumachen
und vor allem sprechen lassen konnte. Außerdem sah
sie der Prinzessin ähnlich, fast, als habe die Oberhof-
meisterin ein kleines Abbild von ihrem durchlauchtigsten
Schützling anfertigen lassen. Dazu trug sie ein blaues
Samtkleid, Empire, just wie es Prinzeß Thea selbst
mit Vorliebe trug. Soweit war alles sehr schön und
die Prinzessin sehr glücklich mit ihrer Lieblingspuppe
Anna Gela. Sie wollte zuletzt mit gar keiner anderen
mehr spielen und sich nicht von ihr trennen, weder bei
Tag noch bei Nacht.
Da mit einem Male — auch Prinzessinnen sind
wandelbar wie andere Sterbliche — also mit einem
Male fiel es der Prinzessin ein, daß so ein Wesen,