Cassel
Hochverehrter Herr!
Schon lange hatte ich vor, Ihnen für Ihren freun-
dlichen Brief zu danken; daß ich es
bis jetzt unterließ hat seinen Grund darin,
daß ich Ihnen gern zugleich ein neues Werk vor-
legen wollte, aus dem Sie ersehen könnten,
daß ich mir Ihre gütigen, offenen Rath-
schläge wohl zu Herzen genommen habe,
u. daß Ihre Lehren nicht verloren gingen.
Sie dürfen mir nicht böse sein, wenn ich
meine Sonate dennoch ein wenig in Schutz
nehme; ich glaube doch darin weder in Form
noch Stoff Neigung zum Liszt-thum gezeigt
zu haben, u. ich habe mich wenigstens bestrebt,
unsere guten Vorbildern nachzueifern.
Ich sehe jetzt allerdings ein, daß ich mir
freilich manche Härte habe zu Schulden kom-
men lassen; ich gestehe sogar, ich hatte, zur
Zeit als ich sie schrieb, eine gewisse Freude
daran; ich hatte in Berlin gerade viel
Bach studirt. Einige Monate in Italien
haben darauf, wie ich hoffe eine günstige
Reaction hervorgerufen, und ich lege