Mailand, im Juli 1856
Hochgeehrter Herr!
Endlich ist es mir vergönnt, Ihnen die
Sonate, deren Widmung Sie so freundlich
aufnehmen, zu überreichen. Ich be-
finde mich dabei in der sonderbaren
Lage, zugleich Ihre Nachsicht für diese
erste größere Arbeit in Anspruch zu
nehmen, und Sie zu bitten, mir den-
noch ein offenes u. strenges Urtheil über
meine Leistung abzugeben, erstens,
damit ich nicht beschämt werde, daß ich
Ihnen, verehrter Herr, die Sonate zuzu-
eignen gewagt habe, und Letztens,
um aus Ihrer Kritik wieder Neues zu
lernen, um von Ihnen die Wahrheit zu
erfahren, die uns leider so selten in
Wirklichkeit geboten wird. Es wäre
mir namentlich auch interessant, Ihre
Meinung über die Behandlung der Geige
zu erfahren, wobei ich jedoch voraus-
schicke, daß ich beim Componiren eine
Concertsonate beabsichtigt habe, also