Full text: Trauer-Feyer am Tage der Beysetzung der Durchlauchtigsten Landgräfin und Fürstin Frauen Ulrika Eleonora gebohrnen und vermählten Landgräfin zu Hessen-Philipsthal [et]c. [et]c.

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Sagt, Deutschlands Mütter, welche von euch ist durch härtere Un 
glücks-Schläge getroffen!— Welche eiserne Körper-Kräfte müssen da nicht 
unterliegen. Und dennoch war die bittre Schaale des Unglücks über 
die gebeugte Frau, über das edle Haus noch nicht ganz ausgeschüttet. 
Auch der verehrungöwürdige Greis, Ihr geliebter Gemahl, der vier 
zigjährige Freund Ihres Herzens, mußte den Gefahren des gegenwärtigen 
grausamen Krieges ausgesetzet werden. Die Festung Herzogenbusch, wo dieser 
würdige Fürst Gouverneur war, ward von den Feinden . belagert. Nun bat 
der treue Gemahl, Ulrike möchte sich der Gefahr entziehen. Aber Sie, die 
Ihrem Manne nie von der Seite gekommen, Ihm allzeit gefolgt war, blieb 
hier unerbittlich. 
So wie die Frauen der alten tapfern Catten mit in Krieg und 
Schlachten giengen, um, wann die Männer fielen oder verwundet wurden, 
ihnen beyzustehen, ihre Wunden zu waschen, sie zu verbinden und zu laben; 
so ließ die treue Ulrike sich in die Festung Herzogenbusch mit einschließen, 
achtete des Feuer-Regenö nicht, gicng mannhaft durch die Straßen, wo Ihre 
Geschäfte Sie hinriefen.. Sann tiefdenkend nach, wo Sie den rastlosen Ge 
mahl, den tapfern Sohn durch Ihre weibliche Hülfe und Sorge erquicken, 
und allen, besonders den Elenden helfen konnte. Und wie endlich die ermat 
tete, äusserst geringe Besatzung von ununterbrochenen Kriegcsdiensien ganz er 
schöpfet und entkräftet — ohne alle Hofnung eines Entsatzes — sich ergeben 
mußte, gierig beym Abzüge aus der Festung Ihr Weg durch die Reihen des 
Feindeö^wer Ihre Söhne erschlagen hatte. Sollte hier ein Mutterherz nicht 
brechen, des Körpers innigste Bestandtheile sich nicht auflösen, verzehren? — 
Sie eilte daher zu dem einzigen Ihr übrigen Hafen, wo Sie Ruhe und Er 
holung finden konnte. Sie kam in Bückeburg bey Ihrer geliebten Juliane 
an, die so lange Zeit mit dem Kummer um Ihrer Eltern Errettung gerun 
gen hatte. In Ihren Armen wurde die abgemattete Mutter, der Greis ge 
wordene Vater erquickt, erheitert. Der Geist lebte wieder auf durch Ju- 
lianens und Ihrer Kinder Gegenwart. Schon fieng Sie wieder an zu 
wirken, die sorgenvolle Mutter. — Aber ach! der tief abgehärmte, abgezehrte 
Khxper konnte dem Geiste nicht mehr gleich kommen. Noch einmal loderte 
eine kleine Flamme von Leben und Hofnung auf, da der, den Sie nicht 
• i, wieder
	        
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