heitern, welche der Kummer bestürmt, und die beyspiellosen Schlage des
Schickftrks verwunden. Von uns wird es die Welt, von uns wird es der
Himmel einst fordern, wenn wir nicht alles gethan haben, was die Leiden der
gütigsten Landesmutker lindern und versüßen kann. Hier am Altare unsers
erweichten Gefühls wollen wir das Gelübde eines eifrigen Bestrebens er
neuern, vor unsern Zeitgenossen und vor der Nachwelt eine freudige Rechen
schaft von dem Gebrauche der Wohlthat abzulegen, daß wir Unterthanen die
ser Fürstin waren. Erfüllen wir dann unser Gelübde, so wird die schmerz
hafte Empfindung der Gegenwärtigkeit sich in eine Quelle der seligsten Freu
den für die Zukunft verwandeln.
Unsere Wehmuth hat aber auch ihren Grund in dem näheren Antheile/
den wir an dem Verluste einer der besten und würdigsten Fürstinnen Deutsch
lands nehmen. Zwar wir wissen wenig, was Sie war. Wenn wir das wis
sen wollten, müßen wir die immerwährenden Begleiter auf dem Wege Ihres
Lebens, die nächsten Theilnehmer an allen Ihren Schicksalen gewesen seyn:
wir wüsten Zeugen von der seltnen Treue gewesen seyn, mit der Sie Ihre Pflich
ten als Mutter, als Gattin, als Freundin so viele mühselige Jahre hindurch
in unablässiger Thätigkeit erfüllte: wir wüsten alle die Menschen gehört ha
ben, die von den seltnen Eigenschaften Ihres Geistes und Herzens mit Freude
und Bewnndrung sprachen: wir wüsten den Eindruck erfahren haben, welchen
die Nachricht von Ihrem Verlustein allen Gegenden, wo man sie kannte, oder
welches einerley ist, wo man Sie liebte, hervorzubringen vermögend war.
Doch Freunde, wozu bedürfen wir das alles — wir sahen Sie sterben, und
wer so sterben kann, wie Sie, der bedarf keiner Lobrede auf sein vergangenes
Leben. Wer mit der Freudigkeit im Tode, mit der Ruhe und Ergebenheit in
den letzten Willen des Schicksals seine Seele den Vaterhänden Gottes befeh
len kann, der hat wie ein edler Mensch, der hat wie ein Christ ge
lebt. Sie fühlte die Annäherung der Stunde, die Sie zum Engel erheben
sollte, und Ihr verklärtes Auge sprach: ich sehe den Himmel sffen, und. des
Menschen Sohn zur Rechten Gottes erhöht. Ihr heitrer Blick in jene Welt
rief dem Wanderer im Thale zu:
Lebe, wie du, wenn du stirbst,
wünschen wirst, gelebt zu haben.
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