Full text: Trauer-Feyer am Tage der Beysetzung der Durchlauchtigsten Landgräfin und Fürstin Frauen Ulrika Eleonora gebohrnen und vermählten Landgräfin zu Hessen-Philipsthal [et]c. [et]c.

heitern, welche der Kummer bestürmt, und die beyspiellosen Schlage des 
Schickftrks verwunden. Von uns wird es die Welt, von uns wird es der 
Himmel einst fordern, wenn wir nicht alles gethan haben, was die Leiden der 
gütigsten Landesmutker lindern und versüßen kann. Hier am Altare unsers 
erweichten Gefühls wollen wir das Gelübde eines eifrigen Bestrebens er 
neuern, vor unsern Zeitgenossen und vor der Nachwelt eine freudige Rechen 
schaft von dem Gebrauche der Wohlthat abzulegen, daß wir Unterthanen die 
ser Fürstin waren. Erfüllen wir dann unser Gelübde, so wird die schmerz 
hafte Empfindung der Gegenwärtigkeit sich in eine Quelle der seligsten Freu 
den für die Zukunft verwandeln. 
Unsere Wehmuth hat aber auch ihren Grund in dem näheren Antheile/ 
den wir an dem Verluste einer der besten und würdigsten Fürstinnen Deutsch 
lands nehmen. Zwar wir wissen wenig, was Sie war. Wenn wir das wis 
sen wollten, müßen wir die immerwährenden Begleiter auf dem Wege Ihres 
Lebens, die nächsten Theilnehmer an allen Ihren Schicksalen gewesen seyn: 
wir wüsten Zeugen von der seltnen Treue gewesen seyn, mit der Sie Ihre Pflich 
ten als Mutter, als Gattin, als Freundin so viele mühselige Jahre hindurch 
in unablässiger Thätigkeit erfüllte: wir wüsten alle die Menschen gehört ha 
ben, die von den seltnen Eigenschaften Ihres Geistes und Herzens mit Freude 
und Bewnndrung sprachen: wir wüsten den Eindruck erfahren haben, welchen 
die Nachricht von Ihrem Verlustein allen Gegenden, wo man sie kannte, oder 
welches einerley ist, wo man Sie liebte, hervorzubringen vermögend war. 
Doch Freunde, wozu bedürfen wir das alles — wir sahen Sie sterben, und 
wer so sterben kann, wie Sie, der bedarf keiner Lobrede auf sein vergangenes 
Leben. Wer mit der Freudigkeit im Tode, mit der Ruhe und Ergebenheit in 
den letzten Willen des Schicksals seine Seele den Vaterhänden Gottes befeh 
len kann, der hat wie ein edler Mensch, der hat wie ein Christ ge 
lebt. Sie fühlte die Annäherung der Stunde, die Sie zum Engel erheben 
sollte, und Ihr verklärtes Auge sprach: ich sehe den Himmel sffen, und. des 
Menschen Sohn zur Rechten Gottes erhöht. Ihr heitrer Blick in jene Welt 
rief dem Wanderer im Thale zu: 
Lebe, wie du, wenn du stirbst, 
wünschen wirst, gelebt zu haben. 
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