Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

völlig untergetauchtem Körper, indem er nur den Rüssel emporstreckt. 
Kann er sich nicht baden, so füllt er den Rüssel mit Wasser und begießt 
sich den ganzen Körper; auch Staub zieht er in seinen Rüssel und bestreut 
sich damit die Haut, wahrscheinlich, um dieselbe weniger empfindlich gegen 
Insektenstiche zu machen. Überhaupt ist seine dicke Haut sehr empfindlich, 
und er wehrt sich tüchtig mit Schlagen des Rüssels, der Ohren und des 
Schwanzes gegen Insekten; auch bricht er Zweige ab oder nimmt Stroh 
in seinen Rüssel, um diese zudringlichen Gäste von seinem Körper wegzu 
jagen. 
Seine Bewegungen sind schneller, als man von einem solchen Koloß 
erwarten sollte; sein gewöhnlicher Schritt kommt dem Traben und sein 
Traben dem Galopp eines Pferdes gleich. Menschen und Pferde holt er 
daher leicht ein, und man würde ihm, wenn er gereizt wird, nicht ent 
rinnen können, wenn er sich ebenso schnell wie ein Pferd wenden könnte. 
In seinem Rüssel, der ihm eine wahre Hand ist, besitzt er eine große 
Fertigkeit, und er ist ihm wegen des kurzen Halses zu seiner Erhaltung 
unentbehrlich. Der Rüssel ist ein wunderbares Geflecht von vielen 
tausend Muskeln, das sich nach allen Richtungen bewegen kann; mit der 
lippenförmigen Verlängerung vollbringt er Dinge, die man öfters nur 
mit zwei Händen verrichtet. Alle Nahrung bringt er mit diesem Organ 
in den Mund, sein Getränk saugt er in seinen Rüssel und spritzt solches 
aus demselben in den Rachen. Auch viele Kunststücke übt er mit dem 
selben aus: er zieht den Pfropf aus einer Weinflasche, öffnet mit Schlüsseln 
Schlösser, hebt die kleinsten Geldstücke auf und löst verworrene Knoten. 
Man hat ihn auch wohl abgerichtet, Verbrecher zu töten. 
Die Nahrung der Elefanten besteht nur aus Pflanzen. An Getränk 
können sie eine große Masse auf einmal zu sich nehmen. Auch den Wohl- 
geruch der Blumen lieben sie, sammeln sich Sträuße, an denen sie lange 
riechen, bis sie dieselben endlich zum Munde führen und verspeisen; 
tierischen Gestank verabscheuen sie, daher sie auch das Schwein nicht dulden 
sollen. Gegen Mäuse zeigen sie entschiedenen Widerwillen oder Furcht, 
und man sagt, daß sie beim Airblick einer Maus zittern. 
Die Stimme des Elefanten ist, wenn er erschreckt wird, ein fürchter 
liches Gebrüll, das aus der Kehle kommt; ist er hungrig, so erhebt er 
ein schwaches und beim Spielen mit anderen Elefanten ein schmetterndes 
Geschrei. 
Ost fängt man das Tier lebendig. In der kurzen Zeit von 5 bis 
6 Wochen lernt es seinen Wärter kennen, der es nach und nach von seinen 
Fesseln befreit und nach 6 Monaten frei herumführen kann. Zu seiner 
Zähmung bedient sich derselbe mancher Mittel; bald schmeichelt er ihm, 
indem er ihn mit einem am Ende zerschlitzten Bambusrohr an Kopf und 
Rüssel krabbelt und die Fliegen von seinen Wunden verjagt, bald droht 
er ihm, jedoch selten, mit einem mit Eisen beschlagenen Stocke, womit er 
ihn bisweilen auch stachelt. Damit er kühl bleibt, bespritzt er ihm den 
ganzen Körper mit Wasser, hütet sich aber bei alledem, in den gefähr 
lichen Bereich seines Rüssels zu kommen. Endlich tritt er ihm vorsichtig 
näher, kratzt und streichelt ihn und spricht in sanftem Tone mit ihm. 
Wird der Wärter nach und nach mit ihm vertrauter, so springt er, von 
einem zahmen Elefanten aus, ihm auf den Rücken und, sobald er noch
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.