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welchem er die Wüste durchzieht; es trägt ihn zu Mekkas, zu Medinas
heiligen Tempeln, geleitet ihn durch die Wüste Sahara zum reichen Tim-
buktu und zum glänzenden Niger. Es hat die Zeichen der Sklaverei, die
behaarten Fetthöcker auf dem Rücken, Schwielen an Brust und Knie sind
die Folge seiner Arbeit, sowie die Ballen seiner kleinen, gespaltenen Hufe,
die es schützen vor dem heißen Sande. Eine Mißgestalt ist es, ohne
Schmuck, ohne Anmut, halb Pferd, halb Schaf, mit gespaltener Lippe,
mit kleinen, aufgestellten Ohren, mit langem, eingebogenem Halse, dem
Bart an Brust und Kinn, dem hagern Kreuze und kurzen Schweife. Auf
hohen Beinen schreitet es daher, geht Tage lang schwer beladen fort und
ermüdet nicht. Die Blätter der Mimose, der Disteln und stacheliger
Gestrüppe sind seine Nahrung; es erlabt sich an dem Wasser der Zisterne
und nimmt davon einen Vorrat auf die Reise mit; selten wird ihm ein
Trunk aus frischem Quell zu teil. Sich auf den Boden zu werfen und
Lasten zu tragen wird es abgerichtet; demütig und geduldig beugt es die
Kniee vor seinem Tyrannen, damit er es bequem belade. Auf den Wink
desselben erhebt es sich und folgt ihm. Er nährt sich von der Milch des
Kamels, er ißt sein Fleisch und kleidet sich in seine Wolle. Meyer.
85. Der Elefant.
Das größte Ge
schöpf unter den
gegenwärtigen Land
säugetieren ist zu
gleich eines der fried
lichsten und dem
Menschen vertraute
sten, dabei trotz aller
scheinbaren Plump
heit, in einer ganz
seltenen Weise ge
wandt und gelehrig.
Der Elefant er
reicht eine Höhe von
reichlich 2 bis 4 m
und ein Gewicht von
3000 bis 4000 kg. Der Kopf ist lang und durch einen bis auf
die Erde reichenden Rüssel verlängert, der Körper plump, am hintern
Ende abfallend, die Füße säulenförmig und mit 5 Hufen versehen.
Lange, breite Ohren und sehr kleine Augen, sowie die aus dem
Oberkiefer hervorragenden Stoßzähne geben, in Gemeinschaft mit dem
Rüssel, dem Gesichte seinen Ausdruck. Die Haut ist gewöhnlich grau
braun, selten weißlich.
In Ostindien lebt der Elefant in ziemlich großen Herden und zieht
schattige, sumpfige Gegenden, welche von Flüssen und Bächen durchzogen
sind, trockenen und offenen Gegenden vor. Zu seiner Erhaltung ist
häufiges Baden unumgänglich notwendig, weil ohne dies seine Haut hart
und rissig wird. Er ist ein guter Schwimmer und schwimmt öfters mit