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später gelegten Eier liegen unordentlich um das Nest herum und scheinen
von der Natur dazu bestimmt, die Raubsucht der oben genannten Feinde
zu befriedigen, denen sie lieber die frischen Eier als die schon bebrüteten
preisgeben" will. Indessen haben sie noch eine wichtigere Bestimmung,
die nämlich, den jungen Straußen, die gleich, wenn sie ausgekrochen sind,
die Größe eines gewöhnlichen Huhnes haben, und deren zarte Magen
noch nicht gleich das harte Futter der Alten vertragen, zur ersten Nahrung
zu dienen. Die Alten selbst zertreten ihnen eins dieser Eier nach dem
andern und bringen sie durch dieses nahrhafte Futter in kurzem so weit,
daß sie selbst im stände sind, sich im Felde ihre Nahrung zu suchen.
Die Vermehrung der Strauße würde außerordentlich sein, wenn sie nicht
eine so große Menge von Feinden hätten, die besonders von den Jungen
so viele vertilgen.
Der Strauß ist ein sehr kluges Tier, dem im offenen Felde nicht
leicht beiznkommen ist, weil er sehr weit hin sieht und gleich die Flucht
ergreift, sobald er Gefahr vermutet. Besonders sorgfältig suchen die
Sträuße den Ort zu verheimlichen, wo sie ihr Nest angelegt haben. Sie
laufen nie gerade zu, sondern Pflegen es erst in weiten Bogen zu um
kreisen, wogegen nach den Quellen, aus welchen sie zu trinken pflegen,
immer gerade Bahnen getreten sind, die in den unbewohntesten Gegenden
oft auf die Vermutung führen, es seien Fußsteige von Menschen. Sobald
sie bemerken, daß ihr Nest entdeckt ist, und daß ein Mensch oder ein
Raubtier dabei gewesen ist und die Lage der Eier verändert oder wohl
gar davon mitgenommen hat, zerstören sie es augenblicklich selbst und
legen an einem' andern Orte ihr Nest an. Wenn daher die Kolonisten
ein Nest finden, Pflegen sie sich mit einem oder einigen der noch umher
liegenden, noch nicht bebrüteten Eier zu begnügen, scharren mit einem
Strauche sorgfältig die Spur ihrer Fußtritte wieder zu und können aus
diese Art ein solches Nest zu einer wahren Vorratskammer eines sehr
angenehmen Nahrungsmittels machen, aus welcher alle zwei bis drei
Tage soviel geholt werden kann, als die Haushaltung davon bedarf.
Ein Straußenei wiegt gewöhnlich nahe an drei Pfund und wird im
Durchschnitt 24 Hühnereiern gleich geschätzt. Der Dotter ist sehr schmack
haft, bat aber doch nicht den feinen Geschmack des Hühnereies. Er ist
dabei so nahrhaft und sättigend, daß man nicht viel davon genießen kann.
Es gehören schon vier sehr hungrige Personen dazu, um eiu ganzes
Straußenei zu verzehren, unb dann müssen es noch echte Afrikaner sein,
die an so derbe Kost gewöhnt sind. Die Straußeneier hallen sich lange
frisch und werden oft nach der Kapstadt gebracht, wo man ein bis zwei
Mark für das Stück zu bezahlen pflegt. In den Wintermonaten Juli,
August, September findet man die Straußennester am häufigsten, und
dann taugen die Federn, die ans der Erde abgestoßen und beschädigt
werden, am wenigsten. Indessen werden zu allen Jahreszeiteil Nester und
bebrütete Eier gefunden, wie denn überhaupt bei dem wenig bemerkbaren
Wechsel der Jahreszeiten in diesem Lande die Lebensart aller Tiere
weniger Regelmäßigkeit hat als in Europa. Ein Straußenei wird 36
bis 40 Tage bebrütet, ehe das Junge auskommt.
Nur das Männchen liefert die schönen, lveißen Federn, die schon seit
langer Zeit als Kopfputz unserer Damen beliebt sind. Man bezahlt für