Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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den Lufträumen langsam verlierendes Donnern und Brüllen. Jetzt folgt 
Blitz auf Blitz, Schlag auf Schlag. Schwere Regentropfen fallen nieder. 
In einem Platzregen entleeren sich die Wolken. 
4. Aus den Thälern und Wäldern ist die ruhige Stille entflohen, 
das Brüllen des Donners, das Toben und Stürmen hat sie verscheucht. 
Aber ohne Schaden ließ der Allmächtige das Gewitter vorüberziehen, 
um seine Schrecken, aber auch seine Wohlthaten in anderen Gegenden zu 
verbreiten. Strahlend und leuchtend treten die Sonne am Tage, der Mond 
und die Sterne des Nachts hinter dem Gewölle wieder hervor. Der laute 
Krieg hat sich in einen fröhlichen Frieden verwandelt, die Natur lacht. 
Im frischen Grün prangt Wald und Flur; rein gewaschen vom Staube 
sind die Gewächse; munter und fröhlich singt der Chor der Vögel im 
Haine; trillernd schwingt sich die Lerche in die Luft; die Schwüle hat sich 
abgekühlt; die Brust kann freier atmen; der Hauch eines erquickenden 
Lebens weht durch die ganze Natur. Wie wohlthätig ist das Gewitter! 
Preis und Anbetung dem Allmächtigen, der das Verderben in Segen ver 
wandelt ! Müller. 
57. Das Gewitter. 
Ihr Kinder, kommt herein vom Spiel, 
die Lüfte wehn so dumpf und schwül, 
die Wolken stehn so schwarz zuhauf, 
ein schwer Gewitter zieht herauf. 
Behüt’ uns Gott in Gnaden! 
Schauet, schon kommen die Winde geflogen, 
himmelan wirbelt der gelbliche Staub, 
Pappeln erbrausen, vom Sturme gebogen, 
silbern erzittert das rauschende Laub; 
dampfend noch in die geöffnete Scheuer 
ziehen die Posse das duftende Heu, 
und in dem Neste am Giebelgemäuer 
duckt sich das Vöglein schweigend und scheu. 
Ihr Kinder, duckt euch nicht so scheu, 
seid unverzagt, kommt all’ herbei, 
ein treues Vaterauge wacht 
auch über schwarzer Wolkennacht — 
Behüt’ uns Gott in Gnaden! 
Sehet, wie schaurig die Lüfte sich schwärzen, 
Mittag verkehrt sich in dämmernde Nacht; 
stille wird’s draussen, es klopfen die Herzen, 
mächtige Tropfen schon melden sich sacht: 
plötzlich ein Blitz, der mit feuriger Lohe 
blendet das Aug’ und erhellt das Gemach, 
und durch das Himmelsgewölbe, das hohe, 
rollet der Donner mit dumpfem Gekrach.
	        
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