Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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Manche Giftpflanzen sind etwas weniger gefährlich, wollen aber doch 
mit Vorsicht behandelt sein. Eine solche Pflanze ist der rote Finger 
hut. Er hat seinen Namen von seinen Fingerhüten ähnlichen Blumen 
kronen, die am Grunde weiß, gegen die Mündung schön purpurrot gefärbt 
sind. Diese hängen in ihren Kelchen mittelst kleiner Stiele in einer 
langen Ähre an dem obern Teile des Stengels, welchen gekerbte Blätter 
umgeben, die nach oben zu allmählich kleiner werden. Die gar stattliche 
Pflanze wird häufig auch in Gärten gezogen; aber 
seine Glöckchen purpurrot 
läuten dir vom bleichen Tod. 
Der blaue Eisenhnt befindet sich ebenfalls als Zierpflanze in 
unsern Gärten. Sein Wurzelstock besteht aus 2 bis 3 Knollen. Seine 
Stengel bilden einen saftig grünen Busch, hinter dem sich wohl ein Kind 
verstecken könnte. Die Blätter, von der Größe einer Kinderhand, sind 
tief geteilt, glänzend und dunkelgrün. Je weiter nach oben, desto schmaler 
werden sie, bis sie endlich zu zierlichen Deckblättchen an: Grunde der 
Blütenstielchen sich gestalten. Die Blüten, das schönste an den schönen 
Büschen, ragen als dunkelblaue, spannenlange Trauben senkrecht am Ende 
der Zweige aufwärts. Jede Blume trägt oben ein großes Blütenblatt 
in Gestalt eines Helmes. Vier andere, mitunter hellgestreifte, kleinere 
Blättchen stehen an den Seiten und schließen ein zierlich Bündlein Staub 
gefäße von heller Farbe ein. Ganz im Innersten der Blume stehen die 
grünen Griffel zu zwei bis fünf. Biegt man den Helm zurück, so schauen 
an langen, gebogenen, hellen Stielen zwei sonderbare Körperchen hervor. 
Wird der Helm gänzlich entfernt und das Blümchen wagerecht gehalten, 
so erscheint es mit seinen noch vorhandenen vier zusammengeneigten 
Blättchen als ein kleiner Wagen, bespannt mit zwei zierlichen, weißen 
Tauben. Man pflegt diese Körperchen wohl Honigdrüsen zu nennen. 
Doch wir danken für den Honig, den sie uns liefern; denn er ist eben so 
giftig als Wurzel, Kraut und ^-aft. — Die gemeine Küchenschelle ent 
faltet schon im März und April noch vor den Blättern ihre ansehnlichen, 
schönen Blüten. Diese sind glockig, anfangs ausrecht itnb purpurrot, zu 
letzt zurückgebogen und hellblau mit hochgelben Staubkölbchen. Eine drei 
blätterige, zottige Hülle umgibt die Blüte vor dem Aufblühen; nach dem 
Verblühen verlängert sich der Blütenstiel, und die Hülle sitzt dann ent 
fernter. Zahlreiche, einsamige Früchtchen mit haarigen Schwänzchen treten 
später an die Stelle der Blüten und verleihen der Pflanze ein wunder 
bares Aussehen. — Der schwarze Nachtschatten ist ein trüb und 
düster aussehendes Sommergewächs, das ans einer faserig-ästigen Wurzel 
einen krautigen, vierkantigen, ..kahlen Stengel treibt, der 1 k—1 m hoch 
wird und sich in mehrere Äste zerteilt. Die eiförmigen Blätter sind 
wechselständig. Die schmutzig-weißen Blüten gleichen der Kartoffelblüte, 
stehen zu 3—7 zusammen und bilden eine überhängende, langgestielte 
Doldentraube. In der Regel öffnen sie sich des Morgens zlvischen 5 und 
6 Uhr und schließen sich des Abends um dieselbe Stunde. Die fast 
kugeligen, vielsamigen Beeren sind von der Größe einer Erbse, anfangs 
grün, zur Zeit der Reife aber schwarz und wegen ihrer Ähnlichkeit mit 
den Heidelbeeren verlockend. — Noch gefährlicher aber sind die roten Beeren 
des kletternden oder bittersüßen Nachtschattens, der strauchartig
	        
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