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Manche Giftpflanzen sind etwas weniger gefährlich, wollen aber doch
mit Vorsicht behandelt sein. Eine solche Pflanze ist der rote Finger
hut. Er hat seinen Namen von seinen Fingerhüten ähnlichen Blumen
kronen, die am Grunde weiß, gegen die Mündung schön purpurrot gefärbt
sind. Diese hängen in ihren Kelchen mittelst kleiner Stiele in einer
langen Ähre an dem obern Teile des Stengels, welchen gekerbte Blätter
umgeben, die nach oben zu allmählich kleiner werden. Die gar stattliche
Pflanze wird häufig auch in Gärten gezogen; aber
seine Glöckchen purpurrot
läuten dir vom bleichen Tod.
Der blaue Eisenhnt befindet sich ebenfalls als Zierpflanze in
unsern Gärten. Sein Wurzelstock besteht aus 2 bis 3 Knollen. Seine
Stengel bilden einen saftig grünen Busch, hinter dem sich wohl ein Kind
verstecken könnte. Die Blätter, von der Größe einer Kinderhand, sind
tief geteilt, glänzend und dunkelgrün. Je weiter nach oben, desto schmaler
werden sie, bis sie endlich zu zierlichen Deckblättchen an: Grunde der
Blütenstielchen sich gestalten. Die Blüten, das schönste an den schönen
Büschen, ragen als dunkelblaue, spannenlange Trauben senkrecht am Ende
der Zweige aufwärts. Jede Blume trägt oben ein großes Blütenblatt
in Gestalt eines Helmes. Vier andere, mitunter hellgestreifte, kleinere
Blättchen stehen an den Seiten und schließen ein zierlich Bündlein Staub
gefäße von heller Farbe ein. Ganz im Innersten der Blume stehen die
grünen Griffel zu zwei bis fünf. Biegt man den Helm zurück, so schauen
an langen, gebogenen, hellen Stielen zwei sonderbare Körperchen hervor.
Wird der Helm gänzlich entfernt und das Blümchen wagerecht gehalten,
so erscheint es mit seinen noch vorhandenen vier zusammengeneigten
Blättchen als ein kleiner Wagen, bespannt mit zwei zierlichen, weißen
Tauben. Man pflegt diese Körperchen wohl Honigdrüsen zu nennen.
Doch wir danken für den Honig, den sie uns liefern; denn er ist eben so
giftig als Wurzel, Kraut und ^-aft. — Die gemeine Küchenschelle ent
faltet schon im März und April noch vor den Blättern ihre ansehnlichen,
schönen Blüten. Diese sind glockig, anfangs ausrecht itnb purpurrot, zu
letzt zurückgebogen und hellblau mit hochgelben Staubkölbchen. Eine drei
blätterige, zottige Hülle umgibt die Blüte vor dem Aufblühen; nach dem
Verblühen verlängert sich der Blütenstiel, und die Hülle sitzt dann ent
fernter. Zahlreiche, einsamige Früchtchen mit haarigen Schwänzchen treten
später an die Stelle der Blüten und verleihen der Pflanze ein wunder
bares Aussehen. — Der schwarze Nachtschatten ist ein trüb und
düster aussehendes Sommergewächs, das ans einer faserig-ästigen Wurzel
einen krautigen, vierkantigen, ..kahlen Stengel treibt, der 1 k—1 m hoch
wird und sich in mehrere Äste zerteilt. Die eiförmigen Blätter sind
wechselständig. Die schmutzig-weißen Blüten gleichen der Kartoffelblüte,
stehen zu 3—7 zusammen und bilden eine überhängende, langgestielte
Doldentraube. In der Regel öffnen sie sich des Morgens zlvischen 5 und
6 Uhr und schließen sich des Abends um dieselbe Stunde. Die fast
kugeligen, vielsamigen Beeren sind von der Größe einer Erbse, anfangs
grün, zur Zeit der Reife aber schwarz und wegen ihrer Ähnlichkeit mit
den Heidelbeeren verlockend. — Noch gefährlicher aber sind die roten Beeren
des kletternden oder bittersüßen Nachtschattens, der strauchartig