Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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disches Wort oder drei, wenn man's recht betrachtet, und heißt auf deutsch 
soviel als: „Ich kann euch nicht verstehen." Aber der gute Fremdling 
glaubte, es sei der Name des Mannes, nach dem er gefragt hatte. Das 
muß ein grundreicher Mann sein, der Herr Kannitverstan, dachte er und 
ging weiter. 
Gass' aus, Gass' ein kam er endlich an den Meerbusen, der da heißt: 
Het Ey, oder ans deutsch: das Ipsilon. Da stand nun Schiff an Schiff 
und Mastbanm an Mastbaum; und er wußte anfänglich nicht, wie er es 
mit seinen zwei einzigen Angen dnrchfechten werde, alle diese Merkwürdig 
keiten genug zu sehen und zu betrachten, bis endlich ein großes Schiss 
seine Aufmerksamkeit aus sich zog, das vor kurzem aus Ostindien ange 
langt war und jetzt eben ausgeladen wurde. Schon standen ganze Reihen 
von Kisten und Ballen auf- und nebeneinander an: Lande. Noch immer 
wurden mehrere herausgewälzt und Fässer voll Zucker und Kaffee, voll 
Reis und Pfeffer. Als er aber lange zugesehen hatte, fragte er endlich 
einen, der eben eine Kiste auf der Achsel heraustrug, wie der glückliche 
Mann heiße, dem das Meer alle diese Waren an das Land bringe. 
„Kannitverstan!" war die Antwort. Da dachte er: „Haha, schaut's da 
heraus? Kein Wunder! Wem das Meer solche Reichtümer an das Land 
schwemmt, der hat gut solche Häuser in die JSelt stellen und solcherlei 
Tnlipanen vor die Fenster in vergoldeten Scherben." Jetzt ging er 
wieder zurück und stellte eine recht traurige Betrachtung bei sich selbst 
an, was er für ein armer Teufel sei unter so vielen reichen Leuten in 
der Welt. 
Aber als er eben dachte: „Wenn ich's doch nur auch einmal so gut 
bekäme, wie dieser Herr Kannitverstan es hat!" kam er um eine Ecke 
und erblickte einen großen Leichenzug. Vier schwarz vermummte Pferde 
zogen einen ebenfalls schwarz überzogenen Leichenwagen langsam und 
traurig, als ob sie wüßten, daß sie einen Toten zu seiner Ruhestätte 
führten. Ein langer Zug von Freunden und Bekannten des Verstorbenen 
folgte nach, Paar an Paar, verhüllt in schwarze Mäntel und stumm. 
In der Ferne läutete ein einsames Glöcklein. Jetzt ergriff unsern Fremd 
ling ein wehmütiges Gefühl, das an keinem guten Menschen vorübergeht, 
wenn er eine Leiche sieht, und er blieb mit dem Hut in den Händen 
andächtig stehen, bis alles vorüber war. Doch machte er sich an den 
letzten vom Zug, der eben in der Stille ausrechnete, was er an seiner 
Baumwolle gewinnen konnte, wenn der Zentner um zehn Gulden auf- 
schlüge, ergriff ihn sachte am Mantel und bat ihn treuherzig um Ent 
schuldigung. „Das muß wohl auch ein guter Freund von euch gewesen 
sein," sagte er, „dem das Glöcklein da läutet, daß ihr so betrübt und 
nachdenklich mitgeht?" — „Kannitverstan!" war die Antwort. Da fielen 
unserm guten Tuttlinger ein paar große Thränen ans den Augen, und 
es ward ihm auf einmal schwer und wieder leicht ums Herz. „Armer 
Kannitverstan!" rief er aus, „was hast du nun von allem deinem Reich 
tum? Was ich auch einst von meiner Armut bekomme: ein Totenkleid 
und ein Leintuch, und von allen deinen schönen Blumen vielleicht einen 
Rosmarin auf die kalte Brust oder eine Raute." Mit diesen Gedanken 
begleitete er die Leiche, als wenn er dazu gehörte, bis ans Grab, sah 
den vermeinten Herrn Kannitverstan hinabsenken in seine Ruhestätte und
	        
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