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Tage nach dieser Häutung zum zweiten- und 7—8 Tage nach dieser zum
drittenmale. Endlich, 5 Tage nachher, erfolgt die letzte Häutung, und
5—8 Tage nach dieser fangen sie an, sich einzuspinnen, was sie vorher
dadurch zu erkennen geben, daß sie nicht mehr fressen, sondern mit Fäden
im Maule und mit aufgerichtetem Halse unruhig umherlaufen, um einen
Ort zu suchen, an dem sie die Fäden befestigen können. Hat die Raupe
endlich diesen Ort, nämlich dürre Ruten oder Büschel von Birken- oder
andern Reisern, gefunden, so klebt sie zwei sehr kleine Tröpfchen eines
klebrigen Saftes an die Ruten, bewegt, den Kopf hin und her und bringt
so zwei sehr dünne Fäden ans den Öffnungen heraus, die sie geschickt
mit den beiden Vorderfüßen zu verbinden weiß. Zuerst spinnt sie nur
ein unordentliches, nnzusammenhängendes Gewebe. Den zweiten Tag
zieht sie die Fäden um sich herum und bildet einen eigentlichen Kokon, in
dessen Mitte sie sich befindet, und der ist es, welcher die feine Seide
gibt. Der ganze Kokon besteht aus einem einzigen, 300—400 m
langen Faden. Ungefähr nach drei Wochen, gewöhnlich des Morgens
zwischen 5 und 8 Uhr, kommt der Schmetterling ans seiner nackten,
dunkelbraunen Puppe hervor, nachdem er zuvor den Kokon durchweinen
rötlichen Saft angefeuchtet und sich dann erst durch die erweichte Stelle
durchgebohrt hat.
Der Seidenbau breitet sich jetzt in Deutschland, wo er freilich große
Mühe und Sorgfalt erfordert und auch nur in Zimmern getrieben werden
kann, immer mehr aus. Das erste Erfordernis ist, immer gutes Futter für
die Raupen zu haben, und da sie bei keinem Futter so gut gedeihen als
bei den Maulbeerblüttern, so mich derjenige, welcher den Seidenbau ins
Große treiben will, notwendig erst Maulbeerbäume pflanzen.
Reichenbach.