vergeblich, es bleibt ihm nichts übrig, als beschämt von dannen zu ziehen.
Freilich ist der Ausgang oft auch ein anderer, ein blutiger.
Man hat berechnet, daß die Taube innerhalb zehn Minuten eine
Strecke von drei Wegstunden durchfliegt, und dieser außerordentlichen
Flugkraft wegen ist die Taube schon in den ältesten Zeiten zum Eilboten
für gute und böse Kunde, vorzüglich zum Briefboten gemacht worden.
Wie den Gatten, so pflegt die Taube auch ihre Jungen mit emsiger,
zärtlicher Liebe; jedes Korn weicht sie ihnen im Kropfe auf, und verlassen
die Jungen den Schlag zum ersten Male, so umflattert die Alte sie für
sorgend von allen Seiten. Oft wird sie ein Opfer ihrer Liebe. Man
kann nicht ohne inniges Mitleiden sehen, wie diese treuen Tiere bei
Feuersbrünsten sich mitten durch die Glut- und Dampfwirbel schwingen
und in verzweifelten Flügen das Taubenhaus umkreisen, bis endlich der
Brand ihren Fittich ergreift und sie in die Flamme hinabstürzt.
Masius.
42. Maikäfers Leben.
Das Weibchen des Maikäfers gräbt sich, wenn es seine Eier ablegen
will, ein 10—20 Zentimeter tiefes Loch, am liebsten im lockern Kalk-,
Mergel- oder Sandboden. Dahinein legt es 12 bis 30 gelbe Eier, geht
auch wohl unter der Erde weiter und bereitet in geringen Entfernungen
voneinander mehrere Brutstätten.
Nach vier bis sechs Wochen durchbrechen die kleinen Larven die Eier
schalen, der Engerling ist da. Begleiten wir einen auf seinem Lebenswege
unter der Voraussetzung, daß ihm kein Unfall begegne und seiner Ent
wickelung bis zum gepanzerten Käfer irgend welches Hindernis bereite.
Um kurz bei den Zeitbestimmungen sein zu können, setzen wir beispiels
weise seinen Geburtstag auf den 10. Juli fest. — Er ist klein, sehr klein,
und da er größer werden will und soll, so verdenken wir ihm gar nicht,
daß er nach den zarten Wurzeln seiner Umgebung ausschaut; hat er jetzt
schon oder später einmal die Wahl, so hält er sich am liebsten an die des
Salats, Kohles, Hanfes, Flachses, Getreides, der Erdbeeren, Bohnen
u. s. w., und daß er die Kartoffel nicht schont, ist ebenfalls bekannt.^ Die
scharfen Freßzangen an seinem hornigen Kopfe lassen ihn nie im Stiche.
Endlich erscheint der unduldsame Winter. Der Frost desselben treibt ihn
nach der Tiefe, und die allgemeine Erstarrung in der Natur teilt sich
auch ihm mit; seine Lebensthätigkeit erschlafft, er krümmt sich noch mehr
zusammen, als er für gewöhnlich zu thun pflegt, und hält seinen Winter
schlaf. Wenn im Frühjahre neues Leben erwacht, so steht auch der
Engerling auf und geht in gewohnter Weise seiner Nahrung nach, aber, wie
sich erwarten läßt, mit doppelter Eßlnst, bleibt indes dabei immer schlank
und dünn. Mitte Mai ungefähr gräbt er sich etwas tiefer unten eine
Höhlung, sein Krankenlager, auf welchem er das ihm zu eng gewordene
Kleid abstreift und mit einem weiteren, sonst dem ersten ganz gleichen
vertauscht. Als Neugeborener kommt er dann der Oberfläche wieder näher
und weidet mit doppelter und dreifacher Gier die Wurzeln ab, muß er
doch die aufgewandten Kräfte wieder ersetzen. Bis zu seinem zweiten
Geburtstage, dem l0. Juli, hielt er sich zu seinen Altersgenossen, so daß
man ihn im ersten Jahre nesterweise auffindet; nun aber geht die kleine