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auch thätige Dankbarkeit üben. Und nicht bloss zwischen Dörfern
wird man einen Unterschied bemerken, sondern selbst ein einzelnes
Gehöft kann sich vor der Nachbarschaft auszeichnen durch volleres
Laub und reichere Blüten, wenn der Besitzer die gefiederten Gäste
zu schätzen und zu würdigen weiss. Dazu lässt sich aber noch
mehr thun, als dass man die ungezogenen Buben abwehrt und den
Schwalben, Finken oder Meisen die Ansiedelung gestattet, wenn
sie kommen, um einen Bauplatz zu suchen. Wie man den Störchen
oft eine Herberge bereitet, so sollte man auch den kleineren
Vögeln, wenn nicht aus Liebhaberei, so doch um des eigenen Vor
teils willen, das Nisten erleichtern. Man reinige z. B. die Ast
löcher , in denen sie gern brüten, von, Moder und Moos, hänge
Nistkästchen auf, fertige aus hohlen Ästen oder alten Brettern
Bruthöhlen mit nicht zu grossen Löchern an und hefte sie an die
Bäume, und zwar mit dem Eingänge nach Osten hin, um die
Nester vor dem Regenwinde zu schützen. Wer so die munteren
Tierchen an seinen Hof und Garten gewöhnt und dabei ihre
Feinde , vor allen die bösen, nestzerstörenden und eiersammelnden
Knaben abwehrt, dem werden sie sich bald zutraulich zeigen und
Freude bereiten. Den Nutzen wird er aber auch bald an Baum
und Strauch, an Gemüse und Getreide spüren, und Zeit, Mühe
und Kosten, die er darauf verwandt hat, seinen Freunden Wohnungen
herzustellen, werden sich mit tausendfältigen Zinsen bezahlt machen.
41. Die Taube.
Das Anmutigste unter allem, was Flügel trägt, ist unstreitig die
Taube. Sie ist ein lieber, frommer und schöner Vogel, sanft und arglos,
voll zärtlicher Liebe und nach dem Glauben der Alten ohne Galle. Ihr
ganzes Sein und Leben ist friedlich und ohne Schuld. Sie ist dem
Manschen zugewandt und doch frei; ihre Farbe ist fein, oft leuchtend, und
jede Bewegung nett und lebensfroh in Flug und Zug.
Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit zeigt sich in ihrer Tracht. Die
eine hat ein nettes Häubchen, eine zweite eine Perücke, eine dritte trägt
einen Kragen; diese kichert, jene trommelt, und noch eine andere schlägt
rucksend ihr Rad. Wie zierlich trippelt dort der kleine befranste Fuß
über den weißen Sand, wie neugierig blickt das rötliche Auge umher!
Jetzt schwingt sie sich leicht und frei auf das vom glänzenden Strahle
der Morgensonne beschienene Dach, von wo aus sie mit ihren Gespielinnen
einen erfrischenden Ausflug unternehmen will.
Schön und schnell ist der Flug der Taube; sie fliegt am schnellsten
unter allen Vögeln, und dies ist ihr einziger Schutz gegen die Falken.
Wenn der Raubvogel, dem menschlichen Auge kaum sichtbar, über dem
Hofe schwebt, dann hat ihn die Taube schon erblickt, und ist ein Ver
bergen nicht möglich, so erhebt sich die ganze Schar und steigt in dichtem
Kreise auf.
Rascher und immer rascher dreht sich der Knäuel, den Räuber zu
verwirren. Dieser stößt herab und — verfehlt seine Beute, denn Blick
und Stoß sind unsicher geworden. Er versucht es ein-, zweimal, aber