Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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beschäftigt sind. Dort in jenem Haufen Steine, die der sorgsame Land 
mann von seinem Acker aufgelesen hat, ist das Nest der weißen Bach 
stelze; zwar reinlich und warm ist es, doch mit wenig Kunst gebaut, es 
besteht aus dürren Halmen unb ist mit Wolle, Federn und Haaren weich 
gepolstert. Das Weibchen legt darein 4 bis 6 weißliche, graugefleckte Eier. 
Das Nest der gelben Bachstelze ist unter jener Schwarzdornhecke, die sich 
jetzt im April gewöhnlich schon mit Blütenschnee bedeckt, tief unter Gras 
und trockenem Laube versteckt; können wir uns durch die Dornen einen 
Weg bahnen, so finden wir ebensoviel grünliche, rotgesprenkelte Eier darin. 
Welch ein liebliches Bild ländlichen Friedens, diese zutraulichen Vögel 
hinter dem fröhlich singenden Landmann und den munter schnaubenden 
Pferden! Einer dient dem andern in einträchtigem Zusammenleben. Der 
Ackermann durchfurcht in seinem Interesse die Scholle, um reichere Frucht 
zu gewinnen, und bereitet mit den ausgepflügten Insekten und Würmern den 
Vögeln unter dem Himmel ihre Mahlzeit; diese säubern dafür das Feld 
von schädlichem Gewürm und statten dadurch unbewußt ihren Dank ab 
für die reichliche Nahrung. 
24. Rätsel. 
l. Wie heißt das Ding, das wen'ge 
schätzen, 
doch ziert's des größten Kaisers 
Hand; 
es ist gemacht, um zu verletzen; 
am nächsten ist's dem Schwert 
verwandt. 
2. Kein Blut vergießt's und macht 
doch tausend Wunden; 
niemand beraubtes und macht 
doch reich; 
es hat den Erdkreis überwunden, 
es macht das Leben sanft und 
gleich. 
3. Die größten Reiche hat's gegründet, 
die ält'sten Städte hat's erbaut ; 
doch niemals hat es Krieg entzündet, 
und Heil dem Volk, das ihm vertraut! 
Schiller. 
25. Wenn dn nocli eine Heimat hast. 
1. Wenn du nocli eine Heimat hast, 
so nimm den Ranzen und den Stecken, 
und wandre, wandre ohne Rast, 
bis du erreicht den teuren Flecken. 
3. 
Und strecken nur zwei Arme sich 
in freud’ger Sehnsucht dir entgegen, 
hiesst eine Thräne nur um dich, 
spricht dir ein einz’ger Mund den Segen — 
Oh du ein Bettler, du bist reich, 
ob krank dein Herz, dein Mut beklommen, 
gesunden wirst du allsogleich, 
hörst du das süsse Wort: Willkommen!-
	        
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