Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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trunken aus ihren hohen Nestern erheben und unaufhörlich ihre heiseren 
Töne erschallen lassen? Es sind die Saatkrähen, die, vor kurzem aus 
dem Süden Deutschlands zurückgekehrt — denn höchstens soweit ging ihre 
winterliche Reise — ihre alten Brutplätze wieder aufgesucht haben. ' Wir 
erkennen sie an ihrer schlanken Gestalt, an ihrem abgerundeten Schwänze 
und an dem glänzend schwarzen, ins Bläuliche schimmernden Federkleide. 
Wohl zwanzig und mehr Nester befinden sich auf einem Baume; diese 
haben eine gemeinschaftliche Unterlage von Dornen und Reisern, und 
darauf baut sich jede Krähe ihr eigenes, weiches Plätzchen von Moos, 
Wolle und Haaren. Sie wissen, daß dort hinter dem Pfluge der Tisch 
für sie gedeckt und reichliches Frühstück bereit ist. Dreist folgen sie in 
der Furche dem Landmanne auf den Fersen nach und verzehren mit Be 
hagen die Engerlinge, Regenwürmer, Schnecken und andere Bewohner der 
Erdscholle, die der Pflug ihrem spähenden Auge aufgedeckt. Vom Dorfe 
her kommen jetzt noch andere schwarze Gäste, die Nebelkrähen und Dohlen, 
die auf dem Kirchturme ihr Quartier haben und den ganzen Winter hin 
durch, selbst auf die Gefahr hin, zuweilen ein wenig zu hungern, ihr 
heimatliches Dorf nicht verlassen. Wir sahen sie oft in den Tagen des 
Winters, wo tiefer Schnee die Felder bedeckte und strenger Frost den 
Schoß der Erde und der Gewässer verschloß, in traulicher Gemeinschaft 
mit Tauben, Sperlingen, Haubenlerchen und Goldammern auf den Straßen 
und den Höfen ihr spärliches Futter suchen. Darum bringen sie auch 
starken Appetit zum Frühstück mit und verschmähen nichts, was der Pflug 
ihnen vorsetzt; emsig spähen sie unter jede Erdscholle und stoßen ihren 
Schnabel ein, wo sie einen Bissen vermuten. 
Zwischen den schwerfälligen Krähen und Dohlen trippeln noch 
zwei kleinere Vögel behende hinter dem Pfluge her; sie sind von schlanker 
Gestalt, stets in anmutiger Bewegung, machen fortwährend zierliche Ver 
beugungen und wippen dazu mit dem Schwänze. Wir erkennen in ihnen 
leicht nahe Verwandte; denn sie haben beide dieselben langen Beine, den 
spitzen, pfriemenförmigen Schnabel und den langen, beweglichen Schwanz. 
Es ist die weiße und die gelbe Bachstelze, auch Ackermännchen genannt. 
Die erstere hat eine schlichte, aber kleidsame Tracht, denn sie kleidet sich nur 
schwarz und weiß; die letztere dagegen liebt die bunten Farben, ihr 
Oberleib ist olivengrün, ihre Unterseite gelb, und die Flügel sind braun 
mit zwei weißen Binden. Wer kennt nicht diese zierlichen, liebenswürdigen 
Vögel und erfreut sich nicht an ihrem zutraulichen, anmutigen Wesen! 
Sie sind unter den letzten, die uns im Herbste verlassen , und unter den 
ersten, die im Frühlinge zurückkehren, ja, in milden Wintern halten sie 
sich nicht selten ganz bei uns auf. Auch für sie ist hier auf dem frisch 
gepflügten Acker der Tisch gedeckt; aber sie sind viel zu unruhiger Natur, 
um dem lange Furchen ziehenden Pfluge mit Geduld zu folgen. Bald 
jagen sie in schön geschwungenen Bogen einem fliegenden Insekt nach, 
bald sind sie wieder im Schilf am Teich oder auf der Wiese, wo sie sich 
dreist den Rindern und Schafen auf den Rücken setzen, bald trippeln sie 
zögernden Schrittes auf den blank gewaschenen Kieseln im klaren Bache 
uniher, um unter den Steinen etwa ein Würmchen zu erhaschen, oder sie 
schießen hurtig auf eine im Winde fliegende Feder zu, um sie als einen 
willkommenen Beitrag zu ihrem Neste zu tragen, mit dessen Bau sie jetzt 
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