184
5. 0 Vaterland, die Fahnen wallen
ob deiner Marken Heiligtum,
in fernste Zeiten wird es schallen,
das Lied von deinem Sieg und Ruhm.
Die Herzen glühn, die Heister flammen
vom Wasgau bis zum Ostseestrand,
sie stehn in Liebe treu zusammen.
Heil dir, mein deutsches Vaterland!
X. Hoffmann von Nauborn.
184. Widmung.
Dir möcht’ ich diese Lieder weihen,
geliebtes, deutsches Vaterland;
denn dir, dem neuerstandnen, freien,
ist all mein Sinnen zugewandt.
Doch Heldenblut ist dir geflossen,
dir sank der Jugend schönste Zier.
Nach solchen Opfern, heilig grossen,
was gelten diese Lieder dir ?
Uhland.
185. Osterstimmen in Feld und Flur.
1. Die Lerche stieg am Ostermorgen empor ins klarste Luftgebiet
und schmettert', hoch im Blau verborgen, ein freudig Auferstehungslied.
Und wie sie schmetterte, da klangen es tausend Stimmen nach im Feld:
Wach auf, das Alte ist vergangen, wach auf, du froh verjüngte
Welt!
2. Wacht auf und rauscht durchs Thal, ihr Bronnen, und lobt den
Herrn mit frohem Schall! Wacht auf im Frühlingskranz der Sonnen,
ihr grünen Halm' und Blätter all'! Ihr Veilchen in den Waldesgründen,
ihr Primeln gelb, ihr Blüten rot, ihr sollt es alle mitverkünden: Die
Lieb' ist stärker als der Tod!
3. Ihr Menschen sollt des Heils euch freuen, das über euch ergossen
ward! Es ist ein inniges Erneuen im Bild des Frühlings offenbart.
Was dürr war, grünt im Weh'n der Lüfte, jung wird das Alte fern und
nah, der Odem Gottes sprengt die Grüfte. Wach auf! Der
Ostertag ist da! Geibel.
Auswendiglernen sei, mein Kind, dir eine Pflicht,
versäume nur darüber Jnwendiglernen nicht!
Auswendig ist gelernt, was dir vom Munde fließt;
inwendig, was den Sinn veredelnd dir erschließt.
Rückert.