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Erwachen war übergroß. — In Versailles*) fand der Kaiser einst im
Lazarett neben dem Bette eines Verwundeten, der eben eingeschlafen war,
ein aufgeschlagenes Stammbuch. Der König nahm es und schrieb hinein:
„Mein Sohn, gedenke deines Königs." Als der Kranke erwachte, sah er
den Gruß seines Kaisers, und Thränen der Freude rollten ihm von den
bleichen Wangen herab. Einige Tage darauf kam der König wieder.
Der Soldat lag schon im Sterben; aber noch jetzt erkannte er seinen
König, richtete sich auf und rief: „Majestät, ich werde Ihrer ewig ge
denken, auch dort oben." Dann sank er zurück und war tot. Gerührt
drückte ihm der König die Augen zu.
183. Dein Vaterland.
1. Wem sei das erste Lied gesungen?
Wem sei der erste Grufs geweiht?
Wem sei die Fahne hochgeschwungen
nach solchem sieggekrönten Streit ?
Stimmt an, ihr Brüder in der Bunde,
reicht euch zum Liebesgruss die Hand,
lasst brausen, wie zur heil’gen Stunde,
das erste Lied dem Vaterland!
2. Dem Vaterland mit seinen Wäldern,
mit seinen Bergen, hoch und kühn,
mit seinen ährenreichen Feldern,
mit seinen Wiesen, frisch und grün,
mit seinen Städten, reich und prächtig,
mit seinen Strömen, stolz und breit,
mit seinem Volke, stark und mächtig,
mit seiner ganzen Herrlichkeit.
3. Du hast, o starker Gott, aufs neue
so gnädig über ihm gewacht.
Wir danken, Herr, für deine Treue,
für Sieg um Sieg nach heifser Schlacht!
Sei du mit deinem starken Walten
in Zukunft auch sein Schild und Hort,
lass neu in Liebe sich’s gestalten,
im Glauben an dein ewig Wort!
4. Lass frisch erblühn ein neues Leben
nun auf des Friedens gold’nem Plan,
ein redlich Miih’n, ein ernstes Streben
auf deutschen Geistes Ehrenbahn!
Lass uns getreue Streiter bleiben
für edle Freiheit, Wahrheit, Recht,
den Krieg mit ehrnem Griffel schreiben
zum Heil dem kommenden Geschlecht!
*) spr. Werßaj.