Full text: V. Teil (5. Teil, 1889)

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sind mit vielen kostbaren Bildern geschmückt, von denen zwei seine Mutter, ^ 
die Königin Luise, darstellen. An das Arbeitszimmer schließt sich die 
Bibliothek und an diese das Schlafzimmer. Die Kaiserin hatte dieselben 
Räumlichkeiten eine Treppe hoch inne. Während des Frühlings hielt sich 
der Kaiser gern in dem Schlosse Babelsberg bei Potsdam auf. In dem 
prächtigen Parke ging er dann oft spazieren und zwar mit einem ein 
fachen Stocke, den er sich selbst geschnitten. Seine Arbeitsstube liegt hier 
eine Treppe hoch. Tapeten, Teppiche und Vorhänge haben alle die blaue 
Farbe der Kornblumen, der Lieblingsblumen der verstorbenen Mutter. 
Das Schlafzimmer ist sehr eiufach. Die eiserne Bettstelle gleicht einem 
Feldbette; ein schwarzweißes Tuch liegt darüber ausgebreitet, und ein 
Betthimmel umgibt die Lagerstätte. Vor derselben steht ein Stuhl aus 
weißem Holze; derselbe ist von dem Kronprinzen, dem nachmaligen Kaiser 
Friedrich III., angefertigt. Alle preußischen Prinzen müssen nämlich in 
ihrer Jugend ein Handwerk erlernen; der Kronprinz wählte das Tischler 
handwerk. 
Der Kaiser besaß eine sehr reiche Garderobe. Er hatte von jedem 
Garde- und Leibregiment, sowie von verschiedenen Regimentern anderer 
Länder eine Uniform. Während seines Aufenthalts in Badeörtern trug 
er gewöhnlich einen Zivilanzug und einen hohen schwarzen Hut. Auf 
seinen Spazierfahrten benutzte er einen Mantel, der ihm schon beinahe 
25 Jahre gedient hatte, und doch mochte er sich noch nicht von ihm 
trennen. Einen Schlafrock besaß der Kaiser nicht. Er stand frühzeitig 
auf. sobald er sein Arbeitszimmer betrat, nahm er den Erinnerungs 
kalender zur Hand, der ihm die Erlebnisse früherer Jahre an dem be 
stimmten Tage ins Gedächtnis zurückrief. Bald erschien ein Vorleser mit 
den Zeitungen, und später setzte sich der Kaiser an seinen Schreibtisch, 
um die Regierungsgeschäfte zu erledigen. Dann traten seine Räte und 
Minister ein und hielten ihm Vorträge über die verschiedensten Angelegen 
heiten des Landes. Gegen Mittag wurden Audienzen erteilt, darauf 
unternahm er gewöhnlich eine Spazierfahrt, und um 4 Uhr begann das 
Diner, zu welchem die in Berlin anwesenden Fürsten oder hohen Staats 
beamten öfters befohlen wurden. Am Abend besuchte der Kaiser gern 
die Oper; nach Beendigung derselben arbeitete er noch etwas und ging 
in der Regel um 11 Uhr zu Bette. 
Wilhelm I. war Soldat mit Leib und Seele, und wenn seine 
Truppen ins Feld rückten, dann war er ihr Führer und teilte mit ihnen 
die Mühen und Gefahren des Krieges. An Schlachttagen folgte er meist 
zu Pferde dem Gange der Ereignisse, und mehr als einmal geriet er 
dabei in Lebensgefahr. Besonders rührend war seine Teilnahme für die 
Verwundeten. Sehr oft besuchte er die Lazarette und erkundigte sich 
genau bei den Kranken, ob es ihnen auch nicht an Pflege und Erquickung 
fehlte, ging von Bett zu Bett und sprach in freundlichster Weise mit jedem 
einige Worte. Einmal kam er an das Bett eines Musketiers und fing 
ein Gespräch mit ihm an. Dabei äußerte der Kranke: „Heute werde ich 
24 Jahre alt. O, wie freue ich mich, heute meinen König zu sehen!" 
Der König reichte ihm freundlich die Hand; und als der Musketier gegen 
Abend sanft eingeschlummert war, legte ihm ein Leibjäger des Königs 
heimlich eine goldene Uhr nebst Kette auf sein Bett. Seine Freude beim
	        
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