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182. Aus dem Leben Kaiser Wilhelms 1.
Kaiser Wilhelm I. war ein großer, stattlicher Herr. Sein Wuchs
ging weit über die gewöhnliche Mannesgröße hinaus. Seine Haltung
war streng militärisch, und noch im hohen Alter konnte er darin dem
jüngsten Soldaten als Vorbild dienen. Was ihm die Zeit an Jugend
genommen, das hatte sein Antlitz und Wesen an Majestät, Würde und
Leutseligkeit gewonnen. Das ruhige, offene Auge, sein wohlwollendes
Lächeln, das schimmernde Silberhaar in Locke und Bart, seine frische
Gesichtsfarbe machten ihn zu einem Sinnbilde deutscher Jugendkraft im
Greisentum. Dabei hatte der Kaiser ein kindlich frommes Herz. Ihn
hatte das Glück nicht übermütig, der Ruhm nicht stolz gemacht. So
schrieb er nach der Schlacht von Sedan an die Kaiserin: „Ich beuge
mich vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Verbündeten ans
ersehen hat, das Geschehene zu vollbringen, und uns zu Werkzeugen
seines Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk
aufzufassen, um in Demut Gottes Führung und seine Gnade zu preisen."
Wenn der Kaiser in Berlin weilte, so bewohnte er nicht das prächtige
königliche Schloß, sondern ein einfaches Palais am Eingänge der Straße
„Unter den Linden", dem Denkmale Friedrichs des Großen gegenüber.
Das letzte Fenster links in der Front ist das bekannte Eckfenster, nach
welchem die Fremden in Berlin oft stundenlang hinüberschauten, um ihren
geliebten Kaiser zu sehen, wenn er vom Arbeitstische aufstand und einmal
ans Fenster trat, um sich zu erholen. In der Nähe dieses Eckfensters
steht sein Schreibtisch und davor ein einfacher Ledersessel. Die Wände